eskobar
: interview-bericht (so. 06.06.04 / tower bremen)
die
bands scheinen zur zeit überraschungen zu lieben. so auch eskobar.
von ihrer letzten tour hatte ich sie auf der bühne sehr distanziert,
ja geradezu arrogant in erinnerung. umso größer meine
überraschung, als wir bei unserem interview im bremer tower
auf drei bestens gelaunte, herzliche und symphatische herren trafen,
die sich als sehr auskunstfreudig und humorvoll erwiesen.
beinahe drei jahre sind seit dem letzten album vergangen. auch ist
das neue werk 'a thousand last chances' weniger elektronisch als
sein vorgänger und klingt mehr wie das erste album 'til we're
dead'.
in schweden wurde das neue album als comeback gefeiert.
"was für ein comeback?" fragt gitarrist frederik
zäll lachend. "wir waren nach dem letzten album die ganze
zeit auf tour. in frankreich wurde there's only now als debut herausgebracht.
wegen des unerwarteten erfolges waren wir dann erstmal da unterwegs.
dann kam japan. es gab also gar keine pause. jedesmal, wenn wir
ins studio wollten, kam wieder eine tour oder so dazwischen. letztendlich
sind wir erst im oktober 2003 ins studio gegangen!"
der unterschied zu den bisherigen alben ist eher ein zufall.
eskobar gehen ins studio und nehmen ihre bis dahin noch nicht fertigen
songs auf.
"wir möchten einfach nicht zu viel vorher planen. der
album-titel 'there's only now' gibt das ganz gut wieder. die musik
ist eine momentaufnahme, eine spontane entwicklung.", so frederik.
"das album ist diesmal aber bewußt vielseitiger als die
ersten beiden. mal etwas country, mal etwas jazz usw.", wirft
der drummer robert birming ein.
und der titel?
"der titel kam mir, als ich nachts betrunken war und mich wieder
einmal wie ein idiot benommen hab. als ich aufwachte, dachte ich
nur: bitte hol mich hier einer raus aus diesem chaos. und das war
halt schon tausendmal passiert...", erklärt der sänger
daniel bellqvist lächelnd.
sehen sich eskobar als teil einer besonderen schwedischen pop
szene?
"einige schwedische bands sind erfolgreich oder zumindest zeitweise,
machen aber völlig verschiedene musik. gut, wir sind schwedisch
und machen musik. so gesehen gehören wir wohl dazu, aber das
war's." so daniel und "stockholm ist klein. es gibt viele
bands dort. da geht man in dieselben clubs. wir kennen viele schwedische
bands und hängen mit ihnen rum." aha. war das nicht die
frage? egal.
das letzte album drehte sich überwiegend um liebe und klang
sehr positiv. welche emotion spielt bei dem neuen album eine rolle?
hierbei lächelt daniel verlegen und wirkt ertappt, war er doch
beim letzten album frisch verliebt und betonte es zu jeder passenden
und unpassenden gelegenheit. die liebe ist vorbei.
"das leben ist keine emotion, aber das album ist wie das leben.
es geht um die ups und downs. für mich ist es eigentlich dunkler
als das erste album". "ernster!" fügt frederik
hinzu.
da drängt sich die frage nach dem alter auf, nach sicherheit
und zukunft usw.
daniel: "sicher sind wir nicht mehr so unreif. hoffentlich
waren das album, die texte und so ein reifungsprozess für uns
als personen. es ist reif, aber nicht sicher!" und der rock´n´roll
lifestyle? "nur!" ruft frederik ohne zögern.
früher hieß es, waren eskobar nur mit sonnenbrille
zu interviews erschienen, weil sie von den nächten so fertig
waren und nun wirken sie ruhiger.
"am anfang auf den ersten touren war alles neu. vielleicht
ist es das einzige mal auf tour und da willst du halt alles erleben."
überlegt daniel, "heute sind wir da cooler. vielleicht
auch reifer. es ist alles kontrollierter. controlled rock´n´roll.
punk in a box."
eskobar halten 'a thousand last chances' für ihr bestes album
und 'cold night' für ihren besten song. die teilweise üblen
kritiken zu dem album sind ihnen egal. sie machen ihr ding - und
das sehr gut! liebe rezensenten dieser welt: hört euch das
album doch erstmal in ruhe an, bevor ihr es zerreißt! entdeckt
controlled rock'n'roll für euch!
denn der ist wirklich schön!
(ww & vk)
eskobar
spielen am 12.06. im grünspan/hamburg - & aftershow-party
dann ab 23 uhr beim revolver club @ mandarin kasino
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