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plattenkritik

aaron stout : queens live in caskets
bereits erschienen (monotreme / cargo)

hamburg stand in den letzten wochen im amerikanischen musikdiskurs. joan as policewoman und john vanderslice spielten zwei überragende konzerte und lieferten ihre ganz eigene interpretation des aktuellen folk- begriffes. eine begriffs-bestimmung, die fern ab des von rick rubin gestalteten retro- purismus eine neue vorstellung dessen entwirft, was denn eigentlich folk ist und war. zwei gegensätze, die durch die west- und ostküsten mentalität des jeweiligen künstlers geprägt sind: die brooklyn szene lehnt ihre musik allzu oft an den soul/ folk der südstaaten, wohingegen die westküste eine eigene, schwer beschreibbare folk definition weitestgehend über die textuelle ebene angeht.

aaron stout, der brooklyn szene um wainwright und freunden zugehörig, führt in sein neues werk „queens live in caskets“ mit klaren gitarren- und drumrhythmen, die von einer verzerrten stimme unterlaufen werden. der opener „the coronation“ ebnet den weg für eine lethargisch nostalgische reise, die auf der textebene ebenso ironisch wie romantisch verläuft. stout umreißt einen bemerkenswert geschlossenen musikalischen bogen, indem er seine versöhnenden (wenn auch oft tragischen) geschichten mit musikalischer finesse variiert, ohne aus dem stimmungsbogen den er aufbaut auszubrechen. und dieser stimmungsbogen erinnert kaum an den souligen folk der brooklyn bewegung, der auch er noch entstammt. es ist eine bewegung hin zum klassischen country, die er mit banjo klängen und oft rauer/ fasriger stimme vorsichtig andeutet. karg wirken die lieder, vielleicht einem neuen bild der usa angepasst, vielleicht die westernmythen des klassichen hollywood wiederbeleben wollend. und in eben jener scheinbaren kongruenz liegt die stärke des albums und ein sehr modernes verständnis von folk, was älter nicht seien könnte.
(jf)