plattenkritik
air
- talkie walkie zugegeben,
seit dem ersten air album 'moon safari' sind die werke des pariser
duos an mir fast unbemerkt vorbeigezogen, ohne dass ich den eindruck
hatte, dadurch wirklich etwas aufregendes verpasst zu haben. allein
die fragmentarischen songstrukturen des soundtracks zu sofia coppolas
'the virgin suicides' blieben haften. so mag es zufall sein, dass
dieser tage neben dem release von 'talkie walkie' auch coppolas
zweiter film 'lost in translation' in den kinos anlief, zu dem air
den song 'alone in kyoto' beisteuerten. inspiriert von traditioneller
japanischer musik beendet dieser track auch die neue cd und läuft
in einem leisen meeresrauschen aus. ohnehin kommt der großteil
der weiteren neun titel auf 'talkie walkie' sehr zurückgenommen
daher. popsongs wie 'sexy boy' oder 'kelly watch the stars' finden
sich hier nicht. mögliche ursache dafür könnte neben
der übernahme sämtlicher gesangsparts durch die herren
dunckel und godin auch die zusammenarbeit mit radiohead- und beck-kollaborateur
nigel godrich sein, dessen ansonsten bekannten verqueren soundspielereien
diesesmal außen vor bleiben. genau in dieser letztlich konservativen
herangehensweise liegt die, allerdings verzeihliche, schwäche
des albums. nicht nur die erste single 'cherry blossom girl' sondern
fast das gesamte album wirkt wie die fünfundvierzigminütige
version von 'all i need'. mit ihren wabernden moogs, den sphärischen
orgelklängen und sparsam eingesetzten gitarren sind air erneut
am anfang ihres schaffens angelangt. die zeit für experimente
scheint vorerst vorbei zu sein. und doch löst sich mit 'surfing
on a rocket' im zentrum von 'talkie walkie' ein kleines hitmonster
aus dem raum-zeit-kontinuum. der bass wummert unbekümmert und
den reglern und knöpfen des elektronischen equipments werden
endlich überraschende ideen entlockt. das ganze riecht verdammt
stark nach einer zweiten single veröffentlichung. leider werde
ich ansonsten das gefühl nicht los, mit ihrem debutalbum in
der tat ausreichend bedient zu sein.
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