plattenkritik
amy
millan : honey from the tombs dass
die stars super sind, darüber brauchen wir uns ja nicht mehr
streiten. der gleichen meinung war auch das publikum im uebel &
gefährlich, earlier this year, als die kanadier live aufspielten.
mein persönliches highlight war jedoch der moment, als die
gesamte band schwieg, und nur noch eine stimme über dem raum
schwebte, irgendwo zwischen rauchig, lebensweise und lebensmüde.
ich wünschte mir, da wäre nur noch diese stimme und keine
einsetzende band und kein laberndes publikum gewesen. natürlich
vergeblich. dafür ist jetzt gerade das solo-album dieser stimme
erschienen: amy millan hat darauf all die songs zusammengetragen,
die sie die letzten fünf jahre über mit sich herumgeschleppt
hat, zwischen all den stars- und broken social scene-tourneen. und
wovon handeln sie? vor allem geht es ums trinken, wenn sie so zeilen
wie "singing's always easy when you're drinking / so pour me
up another before bed" hervorzaubert. das gepaart mit herzschmerz
sind die klassischen ingredienzien für traditionelle amerikanische
musik, irgendwo zwischen country und blues. "honey from the
tomb" ist spärlich aber liebevoll instrumentiert: im vordergrund
steht amys stimme und ihre westerngitarre, dahinter tauchen immer
wieder gehauchte zweitstimmen, banjos und mandolinen auf. dass wir
2006 schreiben, merkt man diesem album nicht an – aber auch
sonst kann man es keinem jahrzehnt zuschreiben. die einen werden
es deshalb zeitlos, die anderen belanglos nennen. ich tendiere zu
ersterem.
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