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plattenkritik

antony and the johnsons : i am a bird now
bereits erschienen (secretly canadian/cargo)

benannt sind antony atj. nach einer drag queen, die bei demonstrationen 1969 in new york ermordet wurde, und auf dem cover ist die sterbende drag queen candy darling, die aus dem umkreis von andy warhol stammt und 1974 einsam starb, zu sehen. wenn man dann noch weiß, dass antony, sänger, songschreiber, pianist und kopf der band, engen kontakt zu david tibet und seinen current 93 hat, mit denen antony and the johnsons auch schon konzerte spielten, kann man sich denken, dass das hier eher ungewöhnlich klingt.
wie wahr: eine im wesentlichen von klavier getragene art neofolk mit ganz viel kitsch und gefühl spielen antony and the johnsons auf ihrem zweiten album, wobei antonys stimme eine ganz besondere rolle einnimmt. im intro wurde sie als eine mischung von klaus nomi und nina simone beschrieben, was den nagel ziemlich auf den kopf trifft. unterstützt wird antony noch von illustren gästen wie rufus wainwright, boy george, lou reed und devendra banhart.
die produtkion verzichtet auf technischen schnick schnack, ohne dabei in die nähe von lofi zu geraten. vielmehr klingt alles sehr natürlich räumlich und unbearbeitet, so dass man bisweilen meint, die band stünde im raum. dadruch wird die emotionalität der musik noch verstärkt.
"i am a bird now" ist ein sehr schönes, emotionales und melancholisches album voller sehnsucht, das aber nie in irgendwelche peinlichen klischees abrutscht. heute gibt´s so was selten und ist wohl gerade deswegen so wunderbar!
(vk)