plattenkritik
art
brut : it’s a bit complicated gerade die menschen, die man persönlich nicht unbedingt mag, sprechen häufig dinge aus, die unangenehm sind, aber wahr. person: eddie argos, wahrheit: manche menschen sagen nur "ich liebe dich", weil sie hören wollen, dass sie geliebt werden. der "art brut"-sänger spricht diese tatsache auf "it's a bit complicated" ebenso nüchtern an, wie er sie gewiss angewendet hat. in seinen egozentrischen äußerungen zum leben mit pop, der kulturellen ikone, dreht sich alles um musik, sex, plattensammlungen, liebe, mixtapes, beziehungen... eben jene Themen, die jeder party zum smalltalk-geblubber gereichen. der relevanz des trivialen nimmt sich seit jarvis cocker kaum jemand so gewitzt mit dem ausdrucksmittel des herunter geredeten sprechgesangs an wie argos das tut. es sind diese sprachgewandten alltagsweisheiten, die bereits 2005 auf "bang bang rock & roll" einen großteil der exzentrischen anziehungskraft des frontmanns ausmachten, den man ob seiner pummeligen albernheit entweder mag, oder eben nicht. der musikalische horizont von "art brut" ist eher einfach gehalten und auch wenn punk keinen Grund hat, sich raffiniert zu geben, so langweilt die eintönige interpretation nach drei stücken. "pump up the volume" hat nichts mit euro-dance zu tun, sondern nimmt sich der ablenkungskraft unpassender musikalischer untermalung zum liebesakt an. bei "direct hit” ist der titel programm und in "st. pauli” zeigt sich argos fasziniert von der gruppendynamik der anhängerschaft eines hamburger regionalligisten. ab dann gestaltet sich "art brut"’s zweitwerk zu wenig kompliziert, um spannend zu bleiben. (wibke wetzker)
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