art
brut : it’s a bit complicated
v.ö.: 22.06.07, (mute)
gerade
die menschen, die man persönlich nicht unbedingt mag, sprechen
häufig dinge aus, die unangenehm sind, aber wahr. person: eddie
argos, wahrheit: manche menschen sagen nur "ich liebe dich",
weil sie hören wollen, dass sie geliebt werden. der "art
brut"-sänger spricht diese tatsache auf "it's a
bit complicated" ebenso nüchtern an, wie er sie gewiss
angewendet hat. in seinen egozentrischen äußerungen zum
leben mit pop, der kulturellen ikone, dreht sich alles um musik,
sex, plattensammlungen, liebe, mixtapes, beziehungen... eben jene
Themen, die jeder party zum smalltalk-geblubber gereichen. der relevanz
des trivialen nimmt sich seit jarvis cocker kaum jemand so gewitzt
mit dem ausdrucksmittel des herunter geredeten sprechgesangs an
wie argos das tut. es sind diese sprachgewandten alltagsweisheiten,
die bereits 2005 auf "bang bang rock & roll" einen
großteil der exzentrischen anziehungskraft des frontmanns
ausmachten, den man ob seiner pummeligen albernheit entweder mag,
oder eben nicht. der musikalische horizont von "art brut"
ist eher einfach gehalten und auch wenn punk keinen Grund hat, sich
raffiniert zu geben, so langweilt die eintönige interpretation
nach drei stücken. "pump up the volume" hat nichts
mit euro-dance zu tun, sondern nimmt sich der ablenkungskraft unpassender
musikalischer untermalung zum liebesakt an. bei "direct hit”
ist der titel programm und in "st. pauli” zeigt sich
argos fasziniert von der gruppendynamik der anhängerschaft
eines hamburger regionalligisten. ab dann gestaltet sich "art
brut"’s zweitwerk zu wenig kompliziert, um spannend
zu bleiben.
(wibke
wetzker)
|
|