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plattenkritik

ballboy - a guide for the daylight hours
erscheint 17.05.04 (sputnik records / cargo)

'avant garde music'. dies ist der titel des ersten liedes, des bereits 2003 veröffentlichten albums 'a guide fort the daylight hours'. ballboy nennen sich die vier schotten, die diesen wenig spektakulären, aber doch positiv konnotierten plattentitel mit einer dem slogan entsprechenden musik unterfüttern.
avantgardisten, das sind nach lexikon-definition vorkämpfer für eine neue idee. doch wie schlägt sich der erste, das avantgardethema aufnehmende song? gordon mcintrys gesang ist dem hörer von beginn an so präsent, als sänge der brite ein ständchen unter leicht bewölktem himmel im park. das ist nicht aufdringlich und fügt sich in eine bald einsetzende, stürmerisch-drängende musik. voran soll es gehen, indem die band sich am glampop von my life story oder spearmint orientiert. mit streichern, einem durchdacht eleganten gitarrenlärm und oft sehr bestimmendem bass fügt diese band sich in die reihe der genannten mitstreiter des glam-milieus ein. trotzdem scheint dieses zurückblicken paradox, gerade in einem lied, das den aufbruch/die neue idee/das ausbrechen als thema aufweist. doch der anfang des stücks 'the girl who works in the record shop/she says that i am not avant garde enough/well so what/she only works in a record shop' (und besonders dieses '…well so what…'), belehrt mich eines besseren und steht beispielhaft für das streben und umherirren dieser band.
unschuldig wirken die texte der songs, die titel tragen wie: 'you can't spend your hole life hanging around with arseholes', 'i wonder if you're drunk enough to sleep with me tonight' oder 'something's going to happen soon'. unbeschwert von der last des lebens singen die schotten von 'a europewide search for love', obwohl sie kurz zuvor noch konnstantierten, 'i lost you, but i found country music'.
das album steht, wie der titel schon sagt, für die schönen stunden des lebens, für das erholen von der 'wirklichen' welt und doch schwingt eine gewisse rationalität, eine gewisse lethargie der stürmerischen jahre mit und so lautet sinngemäß ein vers, 'we grew up fast'. genau diese schnelle entwicklung des erwachsenwerdens, des in das alltagsleben hineinwachsens erzählen ballboy in wenig moralisierenden aber doch höchst vergnüglichen anekdoten.
(jf)