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plattenkritik

ben folds : songs for silverman
bereits erschienen (sony)

nachdem ben folds sich auf drei ep’s ausgetobt hat, erscheint "songs for silverman" wie ein alterswerk. jazzig, klassisch und traditionell; weniger rock, weniger hymne und trotzdem unverwechselbar ein folds. warme harmonien, eine sehnsüchtige stimme, die bilder malt und gefühle (be)greifbar macht, und immer mal eine pause einlegt für das solo am piano. songs wie "jesusland" und "landed" sind zeitlos und dennoch, der abstand zur jugend macht diese zum thema, gleich im ersten song.
"bastard" kommentierte ben folds mit einem churchill zitat: "wer im alter liberal ist, hat keinen verstand, und wer in seiner jugend konservativ ist, hat kein herz." was eine deutsche band in ihren frühen dreissigern mit den worten "pure vernunft darf niemals siegen" umreißt, packt der enddreissiger folds mit altersweisheit an: "kids today are getting old too fast, they can’t wait to grow up so they can kiss some ass, they get nostalgic about the last ten years, before the last ten years have passed". er hätte auch sagen können: "als ich jung war, da hatte man noch ideale." erinnerungen, nicht nur die verklärt romantischen, spielen eine rolle, menschen die andere, und beide hängen eng zusammen. ein lied für den guten freund, eines für die kleine tochter, eines für die geliebte ehefrau und eines für elliot smith. in "late" äußert folds, was er dem verstorbenen singer-songwriter gern persönlich gesagt hätte. "the songs you wrote, got me through a lot, just wanne tell you that, but it’s too late".
zeit ist die konstante auf "songs for silverman" und manifestiert sich in momenten; momenten, an denen folds aus dem geschehen tritt und es zum gerinnen bringt. "time has stopped, the clock keeps going", und deshalb können wir ihm zuhören, zur ruhe finden und diese momente betreten. jeder moment trägt seine vergänglichkeit bereits in sich, ohne jedoch an bedeutung zu verlieren und so wird die vergänglichkeit zur tragischen seite des momentes. das talent ben folds liegt nun darin, diese tragik nicht zu einem schweren herzen zu führen, sondern in sich ruhen zu lassen. "the biggest things we gotta face alone... a trace of me, that glows in my periphery, and every time i turn to see, it goes, alone". erkenntnisse eines menschen, der ganz bei sich und deshalb niemals allein ist.
(ww)