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plattenkritik

ben folds : speed graphic + sunny 16 + super d
bereits erschienen (sony)

ich muss an dieser stelle zugeben: ich liebe ben folds. irgendwie. das mir das hier gefallen würde, stand schon fest, bevor herr folds überhaupt die aufnahmen in angriff nehmen konnte. also erwartet keine kritik, an anderer stelle gerne wieder.

für alle, deren leben nicht so prägend begleitet wurde von musik made by ben folds, will ich zuerst einmal vorstellen: ben folds, geboren am 12. september 1966 in winston-salem/vereinigte staaten von amerika. high school bands pflastern seinen weg. ende der 80er probt er erstmals den berufsstand des musikers als bassist bei einer sehr merkwürdigen band namens majsha und als honorarschlagzeuger in nashville. heute kennt man folds als pianovirtuosen und es verwundert nicht all zu sehr, daß sich der multi-instrumentalist auch mal als schauspieler in new york herumgetrieben hat. als er 1994 nach north carolina zurückkehrt, gründet er endlich eine eigene band, die trotz dreierbesetzung the ben folds five heißt und ohne gitarre auskommt – schlagzeug, bass, piano. was keane machen, ist also nicht so neu. mit robert sledge und darren jesse verbringt ben folds die nächsten 5 jahre künstlerisch in der nähe von ben kweller (der freilich damals noch im stillen vor sich hin schlummerte) und weezer und im andenken großer vorbilder wie todd rundgren, joe jackson und randy newman. das piano ist eigentlich bandmitglied nummer vier und es treibt ben folds genauso an, wie bandmitglied nummer fünf: der kleine imaginäre punk, der bei billy joel von einem kleinen umwelt- und menschenrechtsaktivisten und bei elton john von einer kleinen putzsüchtigen diva vertreten wurde, weil er von geburt an ein auge auf ben geworfen hatte. das selbst betitelnde debut der ben folds five sorgt für genug aufmerksamkeit, um für den nachfolger vom epic-label gesigned zu werden. und was für ein zweitwerk das werden sollte. "whatever and ever amen” ist immer noch das erfolgreichste album des künstlers und enthält seinen bekanntesten song: "brick”. "brick” ist für mich, wenn auch nicht seit seinem erscheinen 1997, sondern erst seit wiederentdeckung meinerseits im jahre 2001, so bedeutungsschwanger wie rote rosen für konventionell verliebte. die melancholische piano-ballade ist von liebevollem arrangement und folds aufrührender stimme geprägt. die geschichte eines teenager-paares, das sich für eine abtreibung entscheidet, wartet mit zeilen wie: "now that i found someone, i am feelin’ more alone, then i ever have before” auf, die einen gefühlszustand mit aller klarheit und jenseits allegorischer bildersprache konserviert. aber ich will den kleinen punk ja nicht vergessen. ben folds drischt auf sein klavier ein, bricht mit klassischen jazz- und klezmermustern und power-popt zu themen, die bei den meisten musikern in selbstmitleidigen schnulzen enden würden. etwa die lebensabschnittspartnerschlußmachhymne "song for the dumped” oder das "du kannst mich mal”-stück "one angry dwarf and 200 solemn faces". noch bevor die bf5 ihr drittes album "the unauthorized biography of reinhold messner” aufnehmen, ist herr folds 1998 solo unterwegs und veröffentlicht unter dem pseudonym fear of pop "volume 1”, auf dem captain kirk alias william shatner zu hören ist, der ja gerade sein comeback an den pophimmel feiert. 1999 wundert sich dann also jeder, daß eine amerikanische band mit "redneck-past” ihr album nach der europäischen bergsteigerlegende benennt und die kriegsdienst- und "gesellschaft im allgemeinen”-verweigerer-single "army” beweißt all den humor, den man einer solchen band zutrauen würde. die zugehörige tournee führt folds inc. ein vorerst letztes mal nach deutschland und obwohl ich eben dieser letzten live-präsenz beiwohnen konnte, verschlug es ben folds über die jahrtausendwende in die eher selten frequentierten plätze meiner musiksammlung. "rockin' the suburbs” bedeutete 2001 ben folds neu entdecken und das mit ähnlicher begeisterung wie dazumal "whatever and ever amen”. der titel-song sowie "the luckiest” und "annie waits” werden heute in verbindung mit ben folds direkt nach "brick” und "army” genannt. in hamburg war "not the same” ein tanzflächenfüller beim revolver-club und alle tänzer sahen immer so glücklich aus. dem solo-debut folgte eine live-cd 2002 und 2003 die ep’s "sunny 16” und "speed graphic”, die schließlich dieses jahr von "super d” komplettiert als dreier-pack auch hierzulande erschienen.*

und nun, anderthalb seiten geschichte später, zu den ep’s:
ben folds covert. auf jeder ep einen song und das mit genauso viel liebe wie neil hannon, dessen "songs of love" von folds als piano-streicher-arrangement artgerecht adaptiert wird, es zu pflegen tut. neben divine comedy erweisen sich the cure mit "in between days" und "get your hands off my woman" von the darkness als würdig, nur wird deren interpretation mehr im foldschen sinne konzipiert. vor allem das piano erhält eigenständige bewegungsfreiheit und das beweißt: joshua kadison hätte kein one-hit-wonder bleiben müssen! "jessie" heißt auf "speed graphic" judy und wird begleitet von einem mitreißend funky "protection" und dem gefühlstriefenden "wandering". im unterschied zu dieser gegenüberstellung von rock und ballade ist "sunny 16" eher konstanter ami-pop im piano-bar-millieu. fröhlich verspielt stelle man sich die weakerthans etwa als boyband vor, die eine lektion in "sich selbst lieb haben" am klavier erteilen. so bizarr, wie das klingt, hört es sich gar nicht an. "super d" setzt dem ganzen schließlich die krone auf mit großspuriger stadion-pop-oper ("kalamazoo") und mambo-jivenden parodie auf coole cops ("rent a cop"). und damit die ep nicht zu überschwänglich ausfällt, besinnt ein gospel-blues von ray charles auf the simple pleasure of a good piece of piano-jazz, live aufgenommen vor zwei jahren.

live garantiert ben folds eine energiegeladene show mit besinnlichen momenten. 1999 katalysierte das ganze eine flasche whiskey am flügel, welchen herr folds schließlich erklamm und anfing, sich auszuziehen. ein "must see"-ruf eilt ihm voraus und das konzert in der berliner passionskirche ist seit langem ausverkauft. ein weiteres findet in der live music hall zu köln am 28.11. statt und an dieser stelle folgt dann die live-berichterstattung.

* ebenfalls in diesem jahr datiert ist das projekt "the bens", bestehend aus ben folds, ben kweller und ben lee. die drei haben auch eine ep gemacht.
(ww)