plattenkritik
bernhard
eder : tales from the eastside bernhard
eder kommt aus wien, was man zunächst nicht erwartet, setzt
man das musikalische wien doch eher mit der wiener klassik von mozart
und beethoven gleich denn mit klassischem singer/songwriter pop.
vielleicht zog es eder deshalb vor zwei jahren nach berlin, die
stadt, die so viele wichtige musiker der letzten jahrzehnte für
ihre kreative frischzellenkur genutzt haben. hier produzierte er
sein solodebut "the livingroom sessions”, und hier erscheint
nun auch sein zweites album "tales from the east side”,
womit er seinen künstlerischen horizont auf osteuropa ausweitet.
das stück "polen #1” entstand demnach auf einer
urlaubsreise und verbindet auf sehr sanfte weise elemente des wiener
walzers mit denen osteuropäischer folklore. "now’s
the time” suggeriert den road trip mittels banjo und rock’n’roll-handclaps
und klingt dennoch stark nach trüber ost-romantik. eder gelingt
es auf sehr einfühlsame weise, seine kulturellen erfahrungen
und eindrücke in seine musik zu übertragen. so lullt einen
das gesamte album in eine schwermütige und zugleich sehnsüchtige
stimmung ein, die irgendwo zwischen heim- und fernweh pendelt. eders
musik erinnert dabei stark an die lyrischen stücke von tom
liwa, auch vergleiche zu songwritern wie elliott smith oder damien
rice sind angebracht. "tales from the eastside” ist
ein sehr eindringliches musikalisches roadmovie von einem vielversprechenden
künstler, der hoffentlich bald seine nächste reise antritt.
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