home                                     club        musik        konzerte
plattenkritiken | popnews | interviews | popclassics | clubplaylists | plattenlabels

plattenkritik

black rebell motorcycle club : howl
vö: 22.08.05 (echo/pias recordings)

als die drei schwarz angekleideten desperados aus san francisco vor drei jahren mit ihrem debutalbum auf der bildfläche erschienen, war die euphorie groß. überall wurden brmc neben den the raveonettes als würdige nachfoger der reid-brüder alias the jesus & mary chain abgefeiert. fuzz-gitarren und darkwave-rock n' roll waren wieder en vogue. ein schnell aus der hüfte herausgeschossenes nachfolgealbum 'take them on your own' folgte 1 jahr später. bis jetzt war sendepause. die band machte laut eigenaussage nach den touren eine harte zeit durch, hatte zwischenmenschliche probleme und sieht ihr neues, drittes album 'howl' als einen neubeginn.
die jungs hatten wohl arg den blues, denn das resultat ist eine riesen überraschung. anfangs war ich total enttäuscht, dass die zeiten von rockern á la 'love burns', whatever happend to my rock n' roll, 'stop' oder ‘we're all in love' nun vorbei sind. bewusst wollten die jungs ihre country-und bluesseite zeigen, hatten sich vorher aber nie getraut, solche songs auf die platten zu packen. die harmonica und westerngitarre halten einzug. die phaser, fuzz-und delayeffekte wurden eingemottet. laut aussage von brmc legte man mehr wert auf die texte, wechselte das plattenlabel und konnte nun "die musik machen die man liebt". nun, das mag ja schön sein, aber ein guter popsong war für mich immer das kaufargument und nicht unbedingt die lyrics. gute popsongs und hooklines sind aber leider mangelware auf 'howl'. das werden warscheinlich viele alte fans und potentielle käufer der brmc-alben ähnlich sehen, es sei denn, es bricht plötzlich eine musikalsiche folk-und western revolution aus. ich kenne viele menschen, die diese art von beat-poetry á la allen ginsberg mögen, aber brauche ich das klassen schlechter von brmc ? rufus wainwright , woodie guthrie und sogar alte 70er oden des "boss" springsteen lassen grüßen. unterschwellig dachte ich mir, daß jesus & mary chain ja auch ein country-album gemacht haben, also warum sollten brmc das nicht auch mal machen? meine tasse tee ist das wie gesagt nicht.
'howl' ist schon ein treffender titel, denn bei einigen songs möchte ich wirklich nur noch losheulen. o.k., ein paar hooks streiften dann doch mein herz. 'weight of the world' und 'howl' fangen mich noch mit dem lasso ein, aber die meisten nummern streifen meine emotionen doch nur perifär. gospel, country, blues & western können andere wirklich besser zelebrieren. ein interessanter versuch, aber leider schießen die drei desperados nur noch mit platzpatronen und es entsteht viel pulverdampf um nichts. das was ich an ihnen liebte, ist nun zum grössten teil leider weg. wenn ich nun meinen sommerurlaub auf'm bauernhof oder irgendwo in der prärie verbringen würde, würde ich 'howl' sogar vielleicht doch noch mitnehmen. schade jungs, da kann ich nur noch sagen: oh lord have mercy.
(benny ruess)