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plattenkritik

british sea power : open season
erscheint am 25.04.05 (rough trade records)

als das krude und sympathische quartett aus brighton vor über 2 1/2 jahren in der britischen musiklandschaft auftauchte,
war die hysterie groß.
mit recht möchte man sagen, denn die jungs
hatten klassische pop/punk-sounds mit den energetischen soundmodellen der new wave ära der 80er und dem geist von 2003 kombiniert - traten zudem in fantasie-uniformen von boyscouts geparrt mit infanterie-uniformen der royal army des ersten weltkrieges auf. schön bekloppt!
sie waren eben völlig anders als die ganzen anderen "the-bands" und hatten zudem mit der eigentümlichen charakterstimme von leadsänger yan was völlig eigenes und erfrischendes. '
o.k., einige schreiberlinge wollten bei ihm gerne mal den jungen david bowie rausgehört haben. nun, da kamen sie also so ein bißchen wie hippiejeske langzeitstudenten im zauberwald des englischen märchenwaldes daher. das empfand ich damals als wirklich
revolutionär. umso erstaunter war ich dann doch, als sich ihr debutalbum 'the decline of british sea power' hierzulande als mittelmäßiger flop erwies.
nun starten sie den zweiten angriff und eröffnen unsere musikalische sommersaison mit ihrem zweiten album 'open season'.
eine wahrlich ausgereifte und flockig daherkommende indiepop-scheibe,
die "more pop" und "less punk" ist als ihr vorgänger.
ein bisschen berechenbarer und nicht mehr ganz so schräg ausbrechend wie auf ihrem debut präsentieren sie sich nun.
das ist aber gar nicht so schlimm, denn die besseren songs sind auf
'open season' jedenfalls vorhanden. die texte drehen sich oft um die unsichtbaren gefühle, regungen unserer selbst in einer kaputten umwelt, die man ja nur noch schwer mit klarem verstand fassen kann, wenn man sich ihr völlig hingibt.
klingt nach new age? aber nicht doch, british sea power geben der
popmusik was spirituelles zurück und es ist schön, daß es noch bands wie sie gibt.
sie folgen keinem trend uns ruhen völlig in sich selbst. dieses album enthält somit auch keine eigens ausgeprägte "hitsingle" sondern sollte als ganzes gehört und genossen werden.
o.k., 'be gone', 'please stand up' und 'how will i ever find my way home'
sind die besseren anorak-poper, die ich ehrlich gesagt von belle &
sebastian sowie oberslacker und möchtegern-superrockstar adam green
auf deren letzten alben vermisst habe. diese scheibe strahlt eine ganz
eigene schöne wärme aus, die man nur schwer in worte fassen kann.
einen großen verdienst daran hat sicherlich auch der gut ausgewählte
produzent mads bjerke, der schon spiritualized und primal scream ein
eigenständiges und progressives soundgewand verlieh.
hört euch die ganze platte in einem stück an. kurz anskippen ist zwecklos!
'open season' ist schon jetzt mein soundtrack für den elbstrand im
frühsommer 2005 um melancholich gen freihafen zu blicken, resümee
über mich selbst zu ziehen und dann die seele baumeln zu lassen.
wenn das die zukunft des pop ist, ist mir gar nicht mehr bange.

p.s.: am 04.07. sind british sea power mit tocotronic und adam green im
hamburger stadtpark zu gast. na, wenn das kein schöner montagabend wird, oder?
(benny)