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plattenkritik

darlo - raum
bereits erschienen (tapete / indigo)

nach einer ep vom letzten jahr erschien nun das erste album mit dem vielversprechenden titel 'raum' von darlo auf tapete records, bei denen labelmitbegründer gunther buskies beherzt in die sechs saiten und die keyboards greift.
da sich daniel riedl verantwortlich für gesang und texte zeichnet, darf mein darlo eigentlich auch ein wenig als eine weitere inoffizielle nachfolgeband der wiesbadener kultslacker der 90er 'rekord' bezeichnen. nebenbei ist er ja auch noch 50% von tobacco. schließlich mit im boot sind dazu trommelknecht matthias gros sowie bassist und co-texter tobias reinbacher.
was erwartet einen auf 'raum'?
sinnkrisen und trotzige selbstbehauptungsparolen die endzwanziger und
anfang dreißigjährige umgeben, wenn sie noch nicht so richtig die kurve
bekommen haben, schlagen sich immer wieder in den texten von darlo
nieder. daniel riedl schmettert allerdings auf 'raum' oftmals in einer zu
seufzenden, weltschmerzenden und deprimierenden weise die texte dem
zuhörer aufs brot, so daß man von diesem 'brot des schmerzes' schnell genug bekommt... was ich ein bißchen schade finde, da einen viele texte einfach alleine zurücklassen, man die pointe nicht zu finden vermag und sich lediglich damit trösten darf, daß andere auch planlos durch die welt geistern. die idee ist gut, aber der masterplan ist noch nicht da?
oder heißt die parole für mich: slacker aller länder vereinigt euch?
ich glaube, daß sich viele leute sich damit identifizieren, wahrscheinlich diejenigen, die auch den texten von tomte unglaublichen poetischen tiefgang unterstellen wollen. aber vielleicht muß man 'raum' auch viel öfter hören um diesem werke in textlicher hinsicht nicht unrecht zu tun und ihm nicht sogar flachheit der texte zu unterstellen?
wenn man nämlich die texte von 'raum' als ein zusammenhängendes, komplexes gebilde betrachtet und man die songs in einen zusammenhang stellt, sieht das bild schon anders aus. dann will ich nichts gesagt habe, dann ist 'raum' der soundtrack für alle ungerechten, verlassenen,
weltschmerzenden, postpubertierenden loser dieser stadt und selbigen
dringend zu empfehlen.
tolle powerpopsongs wie 'wir müssen weitergehen' und 'don' ask me how i feel' retten dann doch einiges und versöhnen uns. musikalisch gleiten
darlo erfreulich oft am amerikanischen college-rock der frühen 90er
entlang, was erfrischend ist, wenn man sich bei nicht wenigen songs
plötzlich an bands wie godstar, superchunk, smudge und sebadoh erinnert fühlt. dennoch ist der titel 'raum' musikalisch irreführend, textlich kann man das sicher anders sehen, da steht man wirklich alleine in einem raum, hat zig türen vor einem und weiß nicht welche man nun öffnen soll.
auch wenn es abgeschmackt klingt, aber darlo darf man als eine von
hamburgs derzeit 'solidesten' indiebands bezeichnen. aufregung ist fehlanzeige, aber für den totalen enthusiasmus reicht es dann eben auch nicht, dafür machen sie zuviele kompromisse auf 'raum'.
ein guter anfang ist es aber allemal...
wie raunzte mich neulich ein befreundeter musiker in der 'mutter' an:
"ey alter, erstmal besser machen!". wahrscheinlich hat er recht.
(benny)