the
divine comedy : victory for the comic muse
v.ö.: 19.6. (parlophone/emi)
bei
einem so starken vorgänger wie "absent friends”
und den vielen enttäuschungen, die dieses jahr schon veröffentlicht
wurden, kann man eigentlich erstmal nur skeptisch sein, wenn man
sich das neue werk von neil hannon aka "divine comedy"
anhört.
und zunächst bleibt die skepsis auch erst einmal. die ersten
klänge des openers "to die a virgin" erinnern doch
schwer an die 70er in form von e.l.o. – vor allem im refrain
die leicht jaulige gitarre im hintergrund. der zweite song "mother
dear" fängt mit banjo an und steigt mit einer art country
rhythmus in den song ein. die single "diva lady" kommt
sehr "unsinglelig" daher – eher etwas langsam
mit einem immer wiederkehrenden klavierriff. danach das ruhig kitschige
"a lady of a certain age" über eine ältere
dame und ihr tragisches leben. erst beim fünften stück
"the light of day" hat man es mit dem typischen "divine
comedy"-song à la "songs of love" zu tun.
das sechste lied ist eineinhalb minuten klaviergeklimper. zunächst
scheinbar etwas sinnlos erschließt sich der sinn aber, wenn
es einem vom meister höchst selbst erklärt wird (siehe
interview): dieses stück ist nur eine unterbrechung, die das
album in zwei teile teilen soll – so wie die gute alte lp.
die zweite hälfte/seite beginnt mit einer premiere: das erste
cover auf einem "divine comedy" album und zwar eins
von den "associates": "party fears two".
erstaunlicherweise klingt gerade dieses stück so unglaublich
typisch für die band, dass man meint, es entstammt dem berühmten
"casanova"-album. "arthur c. clarke´s mysterious
world" –im refrain mit albernen trompeten im hintergrund-
klingt wie deutscher schlager in den 70ern. die nummer neun "the
plough" gereicht dem frühen scott walker alle ehre. "count
grassi´s passage over peidmont" ist ein nachdenklicher,
im wechsel beinahe gesprochener und gesungener song, der durch ein
vielzahl an instrumenten sehr traurig wirkt. mit "snwoball
in negative" endet das album mit einem echten pathetischen
scott walker song – etwas so wie auf "scott 3".
das zähle ich alles so auf, um zu verdeutlichen, wieso man
hin- und hergerissen wird beim ersten hören dieses albums.
dazu kommt, dass die musik einen schwer zu erklärenden für
"divine comedy" ungewöhnliche poppigen –ich
sag mal "fluffigen"- gesamtklang hat.
dann kommt das zweite durchhören. und siehe da: alle skepsis
ist wie weggeblasen!
alles erscheint plötzlich schlüssig! die songs wirken
unheimlich lebendig, ja sommerlich! das liegt sicher an der schnellen
und spontanen aufnahme des albums, das in nur zwei wochen im kasten
war und fast komplett live eingespielt wurde.
neil hannon ist es gelungen dem grandiosen "absent friends"
ein nicht minder großartiges werk hinterher zu schieben, sich
dabei weiterzuentwickeln, ohne sich zu verleugnen. das ist ein kunststück,
das ihm wohl so schnell keiner nachmachen wird. für mich ist
"victory for the comic muse" jetzt schon das album des
jahres, denn ich kann mir kaum vorstellen, dass -wer auch immer-
das hier noch toppen kann!
(vk)
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