elbow
- leaders of the free world
bereits erschienen (v2)
elbow
haben mit ihrem dritten album das lächeln gelernt. das breite
lächeln, das aus euphorie resultiert, aus mangel an gewohnheit
aber niedergeschlagen wird, wie ein blick aus verlegenheit. am breitesten
ist das grinsen von "station approach" und "forget
myself", deren ausdehnung an die doves erinnert und dennoch
ist selbst diesen rhythmusgetriebenen "laut-hör-songs"
die handschrift elbows unverwechselbar eingeschrieben. der eigensinn
mag zu grossen teilen in guy garveys wunder stimme liegen, die sich
so mühelos über mehrere lagen bewegt, dass sie eben genau
jenes schöne loch in ein herz zu bohren vermag, welches sie
besingt.
niemand fabuliert so poetisch übers trinken bedeutend als sich
allein betrinken wie garvey. in songs wie "an imagined affair"
schimmert die kindliche vorstellungskraft gezähmt im körper
eines mannes mit bärenformat durch den vom wein beschwerten
pelz. elbow haben das leiden nicht nur kultiviert, sondern auch
als erhabenen moment entlarvt. wähnte man sich bei ihren letzten
alben in einer schlaflosigkeit, die zermürbend das leben bestimmte,
so ist man nun schlaflos vor begeisterung und erstaunen. selbst
bittere balladen wie "the stops" entbehren nicht einer
beruhigend optimistischen stimmung. "these feelings belong
in a zoo." metaphern wie diese legen sich als maske über
musik ähnlich einer gesichtslosen berührung. mit viel
piano und streichern hier wie da fließt "leaders of
a free world" dahin und auch wenn die strukturen sich gegen
ende des albums wiederholen, so verhält es sich wie mit einer
zwischenmenschlichen beziehung: am anfang steht der reichtum der
erfahrung und irgendwann beruhigt sie sich zur gewohnt-vertrauten
intensität. so verhält sich das mit elbows drittem album.
(ww)
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