gary
numan : jagged
bereits erschienen, (cooking vinyl)
wann
bekommt gary numan eigentlich eine nebenrolle in der harry potter
polylogie (und damit meine ich nicht die geschwätzigkeit, sondern
die filmstaffel)?
er wäre geschaffen für einen offensichtlich sensiblen
charakter, der sich rücksichtslos jener seelen bemächtigt,
die ihm länger als ein paar sekunden zuhören. diese seelen
sind dann verloren, verloren hinter schwarzen augen, die sehnsuchtsvoll
auf dinge blicken, die eigentlich gut sind.
mit "jagged" wühlt der altmeister des synthiepop
die dunkle seite menschlicher emotionen auf, mit einem pflug von
hymnen, vor den zwei apokalyptische pferde gespannt sind –
vergangenheit und zukunft. realitätsfremde industrial-sounds
ufern im new wave der 80er und spülen deren befindlichkeiten
in eine mystische zukunft, deren teil wir bereits sind.
für alle leser, die jetzt fremdeln: stücke wie "haunted",
"blind" oder " in a dark place" sind geradezu
aggressiv in ihrem verlangen, vom hörer besitz zu ergreifen.
als referenz müssen nun nine inch nails herhalten, deren sänger
trent reznor ein bekennender wertschätzer gary numans war und
ist. nin drummer jerome dillon verdingt sich auch als schlagzeuger
für die ersten beiden stücke numans, die ohne drum-computer
auskommen. dies entspricht aber keinem richtungswechsel, auf "jagged"
klingt numan elektonischer als je zuvor. wie schwere maschinerie
schleppt sich das album nicht von song zu song, sondern eher von
passage zu passage. einige davon sind so leise, dass man sie nicht
hört, und verunsichert den lautstärkeregler hochdreht,
bis plötzlich tosender lärm losbricht.
ich habe zu "jagged" schon im bett gelegen und an die
decke gestarrt, bin gar eingeschlafen, kann mir aber selbst als
nicht-gruftie vorstellen, dazu euphorisch zu tanzen.
(ww)
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