plattenkritik
girls
in hawaii : plan your escape nein,
er schläft nicht. der hirsch, der das plattencover vom zweiten
album der "girls" ziert, liegt im raureif überdeckten
gras. er guckt, als könnte er seinen eigenen tod nicht fassen,
natur ist doch so schön. morbide ist sie in jedem fall, zumindest
auf "plan your escape". immer wieder liegen klangwelten
aus der natur, vogelzwitschern, das prasseln von regentropfen oder
geräusche eines sturms in den liedern. das geht soweit, dass
man die natur zwischen all den traurigen popmelodien sogar dann
wahrnimmt, wenn sie gar nicht mehr da zu sein scheint. eigentlich
haftet vogelzwitschern ja etwas sehr positives an: es ist ausdruck
eines gefühls von frühling und von neuem leben und einem
aufbruch. doch innerhalb der songstrukturen und traurig hingehauchten
zeilen, denen immer etwas vergängliches, depressives anhängt,
wirkt das vogelgezwitscher eher in seiner naturhaften funktion:
als warnruf eines in die enge getriebenen vermeintlichen opfers.
das passt gut zu der unheimlichen stimmung, die die belgier auf
ihrem album entfalten. in dem song "couples on tv" wirkt
das zu beginn einsame mandolinespiel wie die begleitmusik eines
kinderreims. doch durch die stimmlich monotonen wiederholungen wächst
sich der song ins hypnotische aus und endet letztlich in einer grotesken
noir revue. und das scheinbar positiv konnotierte lied "colors"
gleicht eher den traurigen todesphantasien "airs" auf
"virgin suicides", als einer farbenvielfalt einer frühlingswelt. (jf)
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