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plattenkritik

greg murray : tymes ten
bereits erschienen (firestation records/alive)

greg ist verliebt. verliebt in harmonien. seine stimme ist instrument dieser verliebtheit. wenn leidenschaft hier exotherme konsequenzen nach sich zieht, dann als schüchterne wärme, die aber mit voller wucht trifft. sie läuft nicht auf reserve wie eine batterie, um irgendwann zu versiegen, darin liegt der unterschied zwischen schüchternheit und zurückhaltung. sie wirkt, traut sich nur nicht, den direkten blick zu gebrauchen. melancholie, so lautet auch gregs diagnose, schwebt über all dem. "tymes ten” spricht für alle romantiker, die sich nicht schämen, daß licht zu dimmen. ganz zu beginn mit träumerischer 60s sentimentalität im geiste von simon&garfunkel, dann direkt hinübergetragen in die verehrung der smiths. die akustische slide gitarre im schatten ihrer non-slide-sister entdeckt herzensbrecherisch mit "dining” das licht der welt und setzt sich fort in den ebenfalls wunderschönen stücken "the gathering” und "seen it all”. der multi-instrumentalist murray zieht neben tausend und einer percussion auch die mundharmonika zu rate, wenn er "god damn” an die red house painters erinnert. und auch wer elliott smith, die kings of convenience, hidden cameras und teenage fanclub mag, kann sich getrost greg murray anschließen.
wo hat sich dieser, über das jungmänneralter erhabene singer und songwriter eigentlich immer versteckt? als ire in england gewiss in diversen pubs. ewig rotierend auf tape nahmen sich schließlich 2002 diverse plattenfirmen der veröffentlichung seiner e.p.’s an und inzwischen hat er in jedem wichtigen label-land einen vertreter gefunden. raus aus der isolation, die seinem schaffen doch so lebenswichtig zu sein scheint. darin fühlt er sich mercury rev nahe und wo die einst jubelchöre auslösten, da rollt auch auf murray eine welle der begeisterung zu. mercury rev reagierten mit rückzug und wenn man greg in "young” singen hört: "you got what you wanted, and it almost seems a lifetime away, i got a smack in the mouth, and i can still feel the bruise today”, dann möchte man ihn nie auf tour schicken, nie ein interview geben lassen, aus angst, er könne einem im erfolgsfall seine wärme wieder entziehen. "maybe i’m so obvious, at least i humor you, at least i try to take you away", manche dinge sind so offensichtlich, daß man sie übersieht, bis sie verschwunden sind.
(ww)