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plattenkritik

her space holiday : the young machines
bereits erschienen (wichita / v2)

die frauenzeitschriften der republik sind sich diesen monat in sachen musik einig: her space holiday ist erwähnenswert! Die elle hält es für luftig und süß und fühlt sich zum träumen und genießen angeregt. doch was in schwärmerischen fünfzeilern aussageschwach simplifiziert wird, birgt die essenz einer professionellen weiterentwicklung und persönlichen verarbeitung der 'ereignisse eines sehr harten jahres'. marc bianchis 'intelligenter dream-pop' kommt genau zum richtigen zeitpunkt heraus: das ende eines schlechten jahres bedeutet auch den anfang eines neuen, dem mit optimistischen melodien entgegengetreten wird. wer um seine seele und deren verletzlichkeit weiß, kann beidem gerade an der schwelle von altem zum neuen versöhnlich begegnen.
'the young machines' legt los wie eine spieluhr und läuft seinem vorgänger 'home is where you hang yourself' in sachen tempo, arrangement und groove davon. samples, drumcomputer, streichersätze und gitarre verbinden drum'n bass mit dem indiepop der vergangenheit zu einer großen geste. 'japanese gum' ist ein sehr schönes beispiel für bianchis songwriterisches talent. ein junge, ein mädchen, er will bei ihr reparieren, was aus seiner sicht defekt ist, aber menschen sind halt keine maschinen. der junge, der 'the pain of living' perfekt in worte zu fassen vermag, steht bianchi wohl sehr nahe und wenn er meint, mit seinen songs niemanden berühren zu können, dann hat er sich schlechtweg getäuscht.
'my girlfriends boyfriend' glänzt mit einfachen streichern und beats, durch deren bild sequenzen rauschen. wenn aus diesem rahmen dann plötzlich schlagzeug und gitarre mit aller gewalt ausbrechen, erinnert das noch am ehesten an die vergangene verwandtschaft zu bright eyes. und als dritte perle soll der finale song 'from southern carolina' erwähnung finden, dessen feines elektropopgewebe nach kurzer stille in komplexe strukturen wechselt und schließlich mit einem 'aaahh' in den orchestralen überschwang katapultiert wird, was dem happy end eines liebesfilmes gleich kommt und das schlechte jahr mit einem feuerwerk davonfegt.
(ww)