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plattenkritik

idlewild - warnings/promises
erscheint 11.04. (parlophone / emi)

fast drei jahre sind nach ihrem fulminanten dritten album 'the remote part' vergangen und natürlich lag meine latte der erwartungshaltung vielleicht ein bißchen zu hoch. klar, es war schon 2002 ersichtlich, daß diese kleinen schottischen folkpunks, die seinerzeit 1999 mit 'hope is important' ungeschliffen aber frisch losholzten und aus dem punkkeller entstiegen waren, nun die gunst des breiten publikums suchten.
bassist bob fairfull wurde nach einem disput mit band-chef roody woomble rausgeschmissen und durch gavin fox und zweitgitarrist allan stewart ersetzt. im vorwege zum release des neuen albums wurden sie schon in gewissen kreisen als neue rem gehandelt. (kein wunder, bill berry, der ehemalige drummer von rem ist riesen fan von idlewild...) stimmt leider.
gestern hörte ich noch im autoradio eines freundes rem's 'document' von
1987, welche ihr letztes indie-album war, ehe sie zur industrie wechselten. jene platte will ich mal ganz unverblümt als ihre beste anpreisen. dann hörte ich mir abends mehrmals das neue album von idlewild durch und dachte leise in mich hinein, daß ich rem immer noch mögen würde, wenn sie so wie idlewild heute klingen würden.
was ich sagen will?
wenn man rem mag oder sogar fan ist, wird man die neuen idlewild lieben. ich bezweifele aber, daß jeder ihrer alten fans diese scheibe so einfach handeln kann. die idlewild von damals darf man sich getrost abschminken, da wird zwar an manchen ecken noch alibimäßig an der noisegitarre herumgezerrt('the space between all things') oder die rockpeitsche geschwungen, aber bei dem großteil dieses albums glaubt man dem arrangement eines michael stipe zu lauschen. wenn man roody woomble böses wollte, könnte man ihm unterstellen zu einem "michael stipe-clon" verkommen zu sein. bei songs wie 'i understand' oder 'as if i hadn't slept' könnte man wirklich glauben er singt im duett mit herrn stipe!
auch von schönen hopsfreudigen stompern hat sich das mittlerweile zum
quintett angewachsene kollektiv idlewild verabschiedet.
stattdessen dudelt nun in meinem discman eine schöne frühlingshafte
popscheibe, die sich aber nur heimlich an den dancefloor herantraut.
also reiße ich mir die strenge dogmatische brille mal herunter und erfreue
mich an 'warnings/promises' welche übrigens nicht unbedingt mit hits,
aber mit tollen texten glänzen kann. immerhin etwas.
hand aufs herz leute: hat irgendwer geglaubt, idlewild können 'the remote part' noch toppen? o.k., stadionrock a la 'love steals us from loneliness' liegt schon sehr gut in der kurve. happy birthday!
(benny)