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plattenkritik

ikaros - speak music
vö: september (strange fruit/alive)

das ist pure indie-extravaganz. diese band, hervorgegangen aus der toten indielegende leiah aus einem kaff in schweden, das niemand kennen möchte, spielt in purer freude einen bunten blumenstrauss aus melancholie, verzweiflung, ekstase, unzufriedenheit, verbitterung, wut und spass. spass? spass! im sinne von klischee-erfüllung. "hach, wir kommen aus einem kühlen, traurigen dörfchen, in dem es nur einen kaugummiautomaten gibt und wir essen deshalb nur kaugummi, weil der nächste supermarkt 30 kilometer entfernt ist". das kann bei manchen bands romantisch wirken und die wirkung der musik vervielfachen (siehe röyksopp), aber ikaros lassen etwas zu sehr
raushängen, wie sehr sie sich angeblich nach einer blühenden metropole sehnen.
ach ich meckre und meckre. es ist dennoch ein schönes album, wenn
man sich vorstellt, die musiker seien gefühllose roboter. es klingelt hier und da, die gitarre zupft hübsche melodien, hier und da minimale elektronik in kitschigen streichern, um den pathos zu kitzeln. der auf dauer sehr ätzende kopfstimmen-heul-gesang schwingt auf und ab, das schlagzeug spielt, was es will, manchmal unförderlich für den angestrengten zuhörerer, der dann die lust verliert, irgendwie zu versuchen, an die musik heranzukommen. es ist schon schwierig, eine richtige situation für diese art von pathos zu finden, für ruhige momente ist der gesang zu nervenaufreibend und zu erschreckend,
zum tanzen ist das schlagzeug zu unstet und zum nebenbeihören ist all das zu interessant.
ikaros haben ein letztes problem: diese beeindruckende ähnlichkeit zu mew, die schon peinlich ist. der sänger ist der gleiche, mag man denken. gut, mew sind grossartig, "frangers” eines der grössten alben der letzten jahre, aber ikaros treiben es zu weit. zuviel des sirenengesangs, zuviel der wirbel und breaks, einfach viel zu
uneingängig. dieses album ist zäh (mit brocken in form von
schreckensmomenten), da etwas zuviel des guten, aber interessant allemal.
(chm)