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plattenkritik

interpol - antics
bereits veröffentlicht (labels germany)

es ist immer ein sehr schwieriges unterfangen, nach einem erfolgreichen debutalbum ein einigermaßen gleichwertigen nachfolger zu produzieren. viele bands verschwinden schnell in der versenkung, dem druck zu hoher erwartungen nicht gewachsen. nun bringt also endlich das new yorker quartett interpol sein heiß ersehntes zweites studioalbum auf den markt, und es wird unweigerlich an dem vorgänger "turn on the bright lights" gemessen. 2002 traten interpol mit ihrer stark an joy division anknüpfenden new wave-musik in verschiedenen fernsehshows auf, machten eine ausgiebige welttournee und wurden von presse und fans gebührend gefeiert. der druck scheint interpol gut zu tun, ihr neues werk strotzt vor energie. dabei kann der erste höreindruck durchaus ernüchternd sein, fällt das album vor allem durch seine eintönigkeit auf. eintönig soll hier aber keineswegs negativ klingen, denn es meint eine konsequente stiltreue, die vom ersten bis zum letzten ton durchgehalten wird. interpol entfachen eine athmosphäre voller emotionen, klang steht im mittelpunkt, düster und brachial, dabei aber trotzdem sensibel und gefühlvoll. breite gitarrenflächen brettern zu verstörend ergreifenden melodien, alles getragen durch die ungemein präsente, über jeden zweifel erhabene stimme von paul banks. hört man interpol mit der nötigen lautstärke, dann taucht man unweigerlich in einen klangkosmos, der in die tiefen des eigenen seelenlebens führt. geschärfte wahrnehmung der umgebung und bewusstwerdung des lebens an sich sind die folge, ohne zu esoterisch daher kommen zu wollen. diesen effekt erreicht man allerdings erst bei mehrmaligem hören des albums, dann erschließt sich die notwendigkeit des einheitlichen und kompromisslosen beharrens auf diesem einzigartigen gesamtklang. etwas genauer untersucht, finden sich natürlich auch einige hits, wie das durch diskobeat nach vorne treibende "slow hands" oder das ebenso rhytmische und von einem kräftigen bass getragene "evil". doch auch sie reihen sich ein in das gesamtwerk, welches sich nur als ganzes begreifen lässt, ähnlich wie bei alben von radiohead oder sigur ros. wichtig ist der sakrale aspekt in der musik, der mit getragener orgel im melancholischen und doch irgendwie hoffnungsvollen opener "next exit" bereits mehr als nur angedeutet wird. die orgel bildet die passende ergänzung zu den eindringlichen rhytmen und tröstend-melancholischen harmonien der gitarren. interpol haben mit ihrem neuen album mehr als überzeugend bewiesen, dass sie eine ernst zu nehmende musikalische größe geworden sind. "antics" gehört zu den alben, die wichtig sind und die man einfach haben muss, da führt nun kein weg mehr dran vorbei.
(td)