iron
& wine : woman king e.p.
bereits erschienen (sub pop)
es
ist idiotisch und vielleicht sogar ein bisschen gemein in einem
forum, dem es nicht darum geht alle erscheinenden alben zu besprechen,
einen künstler zu verreißen. dann lieber gar nicht besprechen
– oder zumindest kaum. deshalb nur soviel zu iron & wines
neuer e.p. "woman king": da ist dieser süße
singer/songwriter mit vollbart und hundeblick. der hat eine wahnsinnig
gefühlvolle stimme und macht mit gitarre und ansonsten spärlicher
instrumentierung in sechs songs zu jedem zeitpunkt alles richtig.
verstörend ist das. wird musik nicht immer an den stellen lebendig,
wo sie brüchig wird, knapp an falsch vorbeischrammt oder sogar
direkt reinrast?
wem also richtig nicht genug ist, dem sei hiermit daniel johnston,
den
wahrscheinlich die meisten von euch schon kennen, noch einmal ans
herz gelegt. die "late great daniel johnston – discovered
covered" ist schon vor einem jahr erschienen und der beste
einstieg in falsche musik. es ist eine doppel-cd. auf der einen
cd sind gecoverte songs, auf der anderen die originale. und hier
lernt man eine menge darüber wie aus einem gefühl ein
kleines lied wird und wie aus so einem kleinen lied ein amtlicher
song wird, der schön ist aber das gefühl in dem lied beinahe
erstickt. die amtlichen songs auf der cover-cd steuern größen
wie beck, bright eyes, eels, the flaming lips, death cab for cutie
und vic chesnutt bei. großartige songwriter die mit ihren
genialen arrangements johnstons liedern volumen und struktur verleihen
und sie zu großartigen mitwippern machen. das findet man auch
zwei wochen lang echt beeindruckend. doch dann hört man sich
die originale noch mal an. die nackte verzweiflung von "like
a mohnkai in a zoo" wurde bei chesnutt zu einer hübsch
intonierten weinerlichkeit. die totale verlassenheit, die das a
capella-stück "devil town" zwischen jeder der wenigen
zeilen durchblicken lässt, wird im cover von bright eyes zu
einem vielteiligen song, gespielt von einer vielköpfigen band.
wunderschön, aber thema verfehlt. äh, wir zehn fühlen
uns total allein und machen deshalb einen schmissigen song draus.
die lieder von daniel johnston mögen also klein sein (und die
meisten
von ihnen legen sich einem wirklich nackt und blind wie welpen vor
die
füße). doch hinter ihnen stecken ein großes herz
und ein wundervoller
poet. und wer jetzt nicht die "late great daniel johnston"
kaufen
möchte, soll meinetwegen iron & wine hören. am ende
ist das ja alles
nur musik.
(bm)
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