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plattenkritik

the jessica fletchers : what happened to the ?
the singles : better than before
beide bereits erschienen (rainbow quartz)

an dieser stelle mal wieder platz für ein kleines label, diesmal rainbow quartz, das im biotop der musikalischen nische fischt. und so beschreibt betreiber jim mcgarry die suchkriterien der internationalen bands, die schließlich auf dem new yorker label veröffentlichung finden: "guitar-pop and rock with a jangly psychedelic edge as well as solid singer songwriters and bands with a cerebral and artsy bent." dazu gehören u.a. the asteroid nr. 4, cotton mather, the grip weeds, outrageous cherry und die waxwings, um mal die bekanntesten beim namen zu nennen. zwei neuzugänge spielten vor kurzem auf hamburgs bühnen: the singles aus detroit und the jessica fletchers aus oslo. da haben wir's mal wieder: the-bands und die kommen auch noch mit motorcity und skandinavien aus den einschlägigen rock-zonen hier- und jenseits des großen teiches. wie alles auf rainbow q. sind auch diese beiden bands an der retro-grenze von indie-pop anzusiedeln, nur dass die eine eher vor sich hin vegetiert, während die andere kleine blüten schlägt.
the singles sind ein beispiel für die überkommenheit von 60s beat. hoffnungslos unoriginell könnte man das nennen oder "man kann das rad (äh, die beatmusik) nicht zweimal erfinden!". tatsächlich hängen die vier power-popper zu sehr an den styles ihrer vorbilder (ja, es sind die beatles!) und schaffen es in der überwindung dieser affinität gerade noch, an die zombies oder chuck berrry zu erinnern. "better than before" kann hier nicht geltend gemacht werden und ist nur was für hartgesottene mersey-fans.
anders die jessica fletchers, die bereits letzten herbst ihr "what happened to the ?" herausbrachten und im april in deutschland, österreich (wo sie übrigens die charts stürmten), schweiz, slowenien, italien und den niederlanden unterwegs waren. auch hier liegen die verweise in der vergangenheit: the kinks, the eyes oder auch die frühen the who wären da zu nennen, nur haben die ihr verfallsdatum dank der frischepackung von the jessica fletchers nicht überschritten. da wurde den skeptischen, auf die bunten und schlecht drapierten chiffonschals an thomas, ivars, runes, andreas und jan hennings hälsen gerichteten blicken des publikums mit einem selbstbewußten lächeln und viel freude am spielen begegnet. am ende gab es begeisterte rufe und zumindest in mir einen neuen fan, denn ich gestehe den jessica fletchers neben musikalischem talent und ernsthaftem enthusiasmus ein erfrischendes augenzwinkern zu, das gleich zu beginn des albums mit "bloody seventies love" und "just another fashion band" durchblinzelt.
"(come on) it's only nine" war bereits titelsong zu einer e.p. und treibt definitiv den mod in dir auf die tanzfläche. da greifen die buzzcocks in die 60s-gitarre und verweisen auf die garage-rock-seite. aber an-sich sind die norweger so melodisch und up-beat, dass sie als pop-band durchgehen. im instrumenarium befinden sich genügend psychodelische elemente wie sitar, tamburin, rasseln, orgel und flöte, um die sonne aufgehen zu lassen, so geschehen z.b. in "next year". bei lied nummer 10 ("do you know what she hides") wird spätestens klar, was die jessica fletchers über den status des derivats hinaushebt: das ist mitreißend originell wie die dandy warhols und kombiniert dabei eine belle and sebastian trompete mit einer stereolab gitarre. toll! schön auch, dass die herren nicht versucht haben, einen möglichst hippen namen für ihre band zu finden. ein "the" vor den namen einer krimischreibenden und morde aufklärenden tv-serien-protagonistin (verkörpert durch angela lansbury in "mord ist ihr hobby") zu setzen, hat ja auch wieder etwas schmunzelhaftes.
(ww)