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plattenkritik

justine electra : soft rock
v.ö.: 09.06.06 (city slang)

zuerst sieht man das cover. rosig mit schwarzbekritzelter spielzeuggitarre und schrift aus goldfolie. irgendwie modisch trashig. dann hört man rein. minimalismus, frauengesang a la sheryl crow. detailverliebtheit in der elektronik, harsches gitarrenspiel. jetzt wirds interessant, man geht auf ein konzert. eine schnuckelige dame in einem roten ganzkörperanzug grinst unentwegt. bricht die lieder von cd vor ende ab, "outro ist nicht wichtig" schelmt ein australischer akzent. justine electra nimmt sich nicht zu ernst. das ist frisch, das ist beruhigend. das album mit dem semirichtigen titel "soft rock" ist hübsch und wertvoll, weil liebe drinsteckt. dreizehn lieder sind dabei fast schon zuviel, weil jedes seinen eigenen wert hat. und hier sticht "fancy robots" weit heraus, als hit kaum undenkbar, in einer air`schen ästhetik und hübsch hookig. alles andere ist nett, kann aber als belanglos und als "nebenbeimusik" abgestempelt werden. das soll nicht negativ klingen. das ding hier ist durchzogen von authentizität. "mom, dad, me, mum" hat sie mit acht jahren geschrieben und jetzt hier mit anfang zwanzig verewigt. wie liebenswert! und ihre geschichte ist das auch, aber die gehört nicht hierher. nur soviel: schneider tm stellte sie wem von city slang vor und der war wie hulle begeistert und fertig war die karriere! vor mehr als fünf jahren aus einem australischen hippiekaff nach berlin gekommen, härtesten techno in den deepesten clubs aufgelegt und nun dies. hach, sie ist so süss, wie sie säuselt und sinniert und irgendwie etwas zwischen indie, blues und r´n´b schafft.
sie kann es sich erlauben einen ganzen song nur mit calimba zu begleiten("calimba song"), oder einen lowesttempoblues ("blues and reds") richtig auszureizen, bei "sandman" des hörers ohren mit beissender übersteuerung der stimme zu peinigen oder uns einfach nur mit gitarre und stimme ans lagerfeuer zu manövrieren. sie darf das und noch mehr! und jetzt macht auch die bekritzelte spielzeuggitarre sinn, jetzt habe ich es verstanden.
(chm)