home                                     club        musik        konzerte
plattenkritiken | popnews | interviews | popclassics | clubplaylists | plattenlabels

plattenkritik

knarf rellöm & dj patex / saalschutz : little big city
bereits erschienen (rewika / efa)

manch einer mag sich noch der akustischen wundertüte 'bis auf weiteres eine demonstration' im rosa case entsinnen, die anfang des jahres von alfred hilsberg auf zickzack veröffentlicht wurde. die nach der österreichischen anti-haider-bewegung betitelte compilation vereinte kurioses und kostbares aus dem deutschsprachigen untergrund, u.a. eben auch knarf rellöm & dj patex und saalschutz. auf rewika erschien nun eine split 12inch, die wir wohl der stadt zürich zu verdanken haben, denn diese stellt sowohl eines der lieblingsthemen von knarf rellöm und co. (oder besser shi sha shellom), als auch den heimatort der dj's von saalschutz dar.
eine seite ist der 'little big city' gewidmet, in der es sich recht gut dem freizeitvergnügen des shopping fröhnen zu lassen scheint. jedenfalls besingt knarf mit verzerrter stimme die stationen einer züricher shoppingtour, begleitet von patexens laszivem "ahaha" und treibender basslinie (interpolesque). das dancy elektro-rrhythmus-korsett schnürt victor marek, der auch den ersten von 3 remixen liefert. mehr ins stakkato und mit ordentlich hall auf der stimme dann bei goldenboy zum techno/house-sound. mein favorit der coverei ist die version von masha qrella (u.a. contriva) mit unterstützung von chrigl farner. da wird aus einem disco-kracher ein besinnliches stück der leisen töne.
saalschutz erinnern nicht nur vom namen an die technoiden achtziger, sondern auch musikalisch liegen sie zwischen elektrotrash und technopop. dabei richtet sich ihr blick auf den dancefloor und trotzdem ist ihre 'diskomusik zum thema diskomusik' mit einem herrlichen spritzer kontextualität versehen, der von intellekt und witz zeugt. ja!, ich studiere kulturwissenschaften und hege den verdacht, saalschutz könnten in den vorlesungen neben mir gesessen haben. zum beispiel, als 'diedrich diedrichsen' seine gedanken zu besten gab, und die meisten im plenum interessiert lauschten, ohne ein wort zu verstehen, um hinterher ihre bewunderung für diesen guru der pop-kultur kund zu tun. ein song, für alle, die die spex kaufen und nicht lesen, und diesmal kam mir der sound von 'the faint' ins gedächtnis (wo wir auf seite a doch von interpol sprachen). 'leerer, inhaltsloser ausdruck' geht gut nach vorn, ohne zu besagter formhülse zu verkommen, denn hier wird über kunst diskutiert, anstatt hole phrasen à la 'move your body' zu dreschen. feldforschung in der kulturszene, die spaß macht.
(ww)