| kytäjä
- s.t. (bone voyage) / o.s.t. me and you and everyone we know (v2)
beide bereits erschienen
zwei
instrumentalalben; ein dokumentarischer soundtrack zum leben in
der finnischen provinz, eine musikalische komposition zum film "me
and you and everyone we know”; zwei mal die vertonung dessen,
was sich jenseits der eins zwischen den menschen befindet. kytäjä
sind jarno alho und janne lastumäki, sind freunde, ist deren
heimatdorf, ist die ausdehnung von zeit und raum in der geschlossenheit
einer adoleszenten welt. hier ist hingabe der einzige weg und der
führt nicht mal ins irgendwo sondern einfach an gut und böse
wie an heuhaufen oder einem bootssteg vorbei. wie in miranda july’s
film zieht sich auf "kytäjä" ein feines netzwerk
an verbindungen von einer brust zur anderen und zur nächsten.
während das bei den finnen so real wie ein spinnennetz wirkt,
erschafft michael andrews für "mayaewk" eine ätherische
halluzination. (der amerikanische komponist versah bereits den kult-lowbudget-film
"donnie darko" mit einem zutiefst persönlichen
und aufstörenden score.) mystische klangkörper, die nie
der düsternis preisgegeben, und süßliche frauenstimmen,
die wie instrumente eingesetzt werden, füllen neben originalen
von cody chesnutt, spiritualized und virginia astley diesen perfekten
hintergrund für tagträumerische realitäten.
auf "kytäjä" zwitschern stattdessen die vögel
im morgengrauen und hätte die band mehr als zwei mitglieder,
so wären das ein flötespielender troll, ein exil-jazz-trompeter,
ein runzeliger akkordeonspieler und der ex-gitarrist von led zeppelin.
das debut beginnt wie die moderne vertonung einer karl may verfilmung
und funktioniert auf der bild-assoziativen ebene hervorragend. wenn
im zweiten stück der damm bricht und die orgel ihren groove
über die gitarren verströmt, dann bläst der soul
wie wind durchs geäst des folk. in "aava" ("die
große weite") formt sich aus atonalen experimenten jazziges
easy listening und endet in einem tunnel, dessen ende nicht zu sehn
ist. zuhause wird mit dem schweren ticken einer wanduhr untermalt
und "wheel of fortune" verziert 60s pop aufs schönste
mit versatzstücken vom dachboden der musikgeschichte.
beide alben geben ein stück wie herz an ihre hörer weiter.
und am ende sind wir doch mal nicht allein.
(ww)
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