home                                     club        musik        konzerte
plattenkritiken | popnews | interviews | popclassics | clubplaylists | plattenlabels

plattenkritik

the magnetic fields : I
bereits erschienen (warner)

ordnung ist nicht das halbe leben, aber sie suggeriert sinn und stabilität und eignet sich somit als formales konzept, auch für eine pop-platte.
stephin merritt aka the magnetic fields ist durchaus ein album mit dem titel 'ich' zuzutrauen und jeder musikjournalist wäre auch mit aussicht auf assoziationsschwangere kontextualisierung gerne geneigt, das "i" ebenso zu lesen, nur widerlegt merritt die deutung als personalpronomen in jedem interview. "i" ist schlicht und einfach als 9ter buchstabe des alphabetes zu verstehen und mit dem beginnt jeder der 14 songs. meistens handelt es sich dabei sogar um das "i" im wörtlichen sinne und dieses stirbt, hört auf, zu glauben und zu lieben, schaut sich orientierungslos um, wird enttäuscht, wünscht sich direkt nach der geburt einen bösartiger zwilling zum vorschicken und weiß nicht, was es sagen soll. klingt alles nach einsamem großstadtmensch und tatsächlich drängt sich das bild eines kettenrauchenden kaffeejunkies mit verhangenem blick auf. merritt müßte eigentlich so eine art neil hannon new yorks sein und auch sein siebtes album wird freunden von divine comedy nahe liegen, wenn sie auf bombastische arrangements verzichten können. die melodien auf "i" klingen schlicht und vertraut, wie ein echo aus der kindheit. dabei ziehen sich ganz viel streicher, ein zupfinstrument hier, ein piano da durch motive des musicalfilmes der späten 50er und frühen 60er (bei "infinitly late at night" sogar swingjazzig noch klassischer dahingeschmolzen). in den rythmusbewegten momenten von "i thought you were my boyfriend" und "i wish i had an evil twin" kommt dann ein synthie ins spiel und zieht das ganze in die 80er.
alles in allem ist "i" nicht modern, wächst aber und wächst sich fest, auch an kleinen herzen. man möchte meinen, merritt hätte damit die anstiftung zum verlieben vertont, denn ganz heimlich und versteckt hinter mißmut und weltschmerz bindet er den vertrocknetsten hörer an sich und erwischt ihn dann mit dem letzten song, einem heiratsantrag, in wehrlosem zustand. ein album für die ewigkeit.
(ww)