malajube
- trompe-l’oeil
bereits erschienen, (city slang)
trompe-l’oeil
bedeutet augenwischerei und meint zugleich einen kunststil, in dem
perspektive vorgetäuscht werden soll. komischer titel für
das zweite album der kanadischen band "malajube", denn
hier wird ganz und gar nicht vorgetäuscht, dass man dem anglophilen
indiepop dieser tage den rang ablaufen will – und wird, denn
"trompe-l’oeil" klingt nicht nur interessanter
und innovativer als der grossteil britischer gitarrenbands, es wird
auch noch französisch gesungen, was aber dem erfolg von "malajube"
in amerika und sogar england keinen abbruch tut. dabei bringt man
französischsprachige musik normalerweise am ehesten mit chansons,
seit ein paar jahren yann tiersen, vielleicht noch hip hop in verbindung,
indie ist hingegen seit jeher mit der englischen sprache verknüpft.
das dürfte sich jetzt ändern: "malajube" bedienen
sich an der crème de la pop, will heißen z.b. an den
tanzbeats "franz ferdinands", am monumentalsound "arcade
fires", am melodischen reichtum "grandaddys".
all diese völlig frei assoziierten einflüsse werden aber
nicht einfach wiedergekäut, sondern einmal auf den kopf gestellt,
kräftig verrührt und dann besinnungslos rausgerockt. als
ob man am set von "la boum" mit sophie marceau pogo
tanzt. der ruf, live ein noch viel imposanteres feuerwerk an prog-pop-phantasmen
herauszuschleudern, eilt "malajube" ohnehin voraus.
mit stücken wie "montréal -40°c", dessen
orchestraler refrain einen auf einer flauschigen wolke dahingleiten
lässt, dem sehr schnellen und lauten rave von "filles
à plumes", oder der melancholischen, streichergetränkten
und ausnahmsweise sanft gesungenen ballade "ètienne
d’août" werden "malajube" nicht lange
brauchen, um nicht nur bei kritikern zu everybody’s darling
zu werden. es ist sehr erfrischend, mal wieder eine band zu hören,
die zwar eingängig ist, einen aber dennoch permanent zu überraschen
weiß. vielleicht wäre das dann die bessere interpretation
des albumtitels: eine musik, bei der man seinen augen – besser:
ohren – nicht trauen kann.
(torben
deinert)
|
|