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plattenkritik

marta collica - about anything
erscheint 31.07.09 (solaris empire)

es gibt alben, deren genialität und schönheit sich einem nicht sofort, sondern erst nach mehrmaligem hören erschließen. zumeist hinterlassen solche alben im endeffekt den stärksten eindruck. in diese kategorie fällt das solowerk der italienerin marta collica. scheinbar heimlich und sehr leise nähert es sich song für song und entfacht ohne jegliches spektakel eine unausweichliche sogwirkung, die bei jeder wiederholung stärker wird. collica ist beileibe kein unbeschriebenes blatt im musikgeschäft. als mitglied unter anderem bei 'hugo race and the true spirits' und der 'john parish band' hat sie bereits einen beeindruckenden lebenslauf vorzuweisen. john parish, der vor allem durch seine zusammenarbeit mit pj harvey und den 'eels' bekannt geworden ist, hat nun auch einige stücke auf 'about anything' in seinem studio in bristol produziert und musikalisch begleitet. weitere songs des albums nahm collica in ihrer wahlheimat berlin auf, teils im studio, teils in ihrer wohnung. die durchdachte produktion fällt auf und zeichnet das album aus. collica beweist ein gespür für eine dichte, intensive atmosphäre, die ihrem außergwöhnlichen songwriting-stil gerecht wird. sie schafft den spagat zwischen aspruchsvoller und nur mit konzentration erfassbarer musik und eingängiger popstruktur. ihre songs wollen aktiv gehört werden und sind dennoch nie anstrengend. dem pop am nächsten ist sie mit dem zurückhaltend elektronischen instrumental 'just water' und dem chansonartigen, mit parish im duett gesungenen 'future #1'. das jazzige 'lose my mind' wiederum erinnert an 'portishead', so entrückt und schwerelos, eine düstere und nicht greifbare stimung verbreitend. 'about anything' ist wohl zu unkonventionell, um von einem großen publikum wahrgenommen zu werden, und wahrscheinlich eher was für fortgeschrittene hörer. wer sich aber darauf einlässt, wird nicht enttäuscht werden. ein richtig gutes album.
(torben deinert)