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plattenkritik

miracle fortress : five roses
bereits erschienen, (rough trade/rough trade)

da liegt diese entzückende platte vor mir: verblichene rosa- rot- töne, die vereinzelt von einem gelb oder grün durchbrochen werden. es könnte die wandtapete meiner urgroßmutter sein, oder ihre bettwäsche. sieht man ins booklet sind die five roses des titels zu hässlichen ornamenten auf dem muster geworden; eine katze lehnt an einer wand, natürlich mit selbiger tapete beklebt – also die wand, nicht die katze - und ein strauch weißer lilien ragt ins bild.
allegorisch ist diese platte damit beschrieben: das wirre muster gleicht in seiner sanft wehmütigen, oft nostalgischen art den ruhigen folk-anklängen, die zwischen akkustikgitarre und verträumter stimme changieren ebenso wie den diffusen farben eines psychadelischen trips, elektronischer gitarren, die kein ende finde wollen. ein wildes vorhaben, das trotz des kruden mix gelingt, weil der soloküstler grahman van pelt, aus ontario stammend, die liedstrukturen nicht überstrapaziert, sondern die musikalischen genreelemente dosiert einsetzt, ganz dem gedanken des folk untergeordnet.
und so ist es kaum verwunderlich, wenn der titel der fünf rosen nicht nur für das romantische stimmungsbild stehen mag, sondern zugleich der text einer neonschrift einer mehlfabrik in van pelts heimat ist, die abend für abend über dem verschlafenen ort stratford funkelt.

(jan frömming)