plattenkritik
mogwai
- mr. beast ein
piano, crescendo. ein riff, dass sich ständig wiederholend
immer lauter wird. bis man irgendwann merkt, es wurde von einer
gitarre abgelöst, die trotz ihrer vezerrtheit seltsam weich
klingt. man erkennt zwar das stilmittel von mogwai, der instrumental-post-rock-band
schlechthin, aber die instrumentierung? wo sind die gitarren? wer
sich das während des ersten, sich bis zum bedrohlich distanzierten
ende langsam aufbauenden liedes "auto-rock" fragt, bekommt
eine sekunde nach verschnaufpause später die volle gitarrenkeule
um die ohren gehauen: in "glasgow mega-snake" sind die
verzerrten gitarrenwälle wieder da, und trotzdem zieht sich
der rote faden durch: distanzierte, nicht greifbare bedrohung. wenn
mogwai früher klangen, als ob engel weinten, sind sie heute
an ihrem menschlichsten und vielleicht auch verletzlichstem punkt
angekommen: das ist die weite, schönheit und einsamkeit dessen,
was vom wilden westen übrig geblieben ist, und so von wim wenders
in "don't come knocking" auf zelluloid gebannt wurde -
nur in form einer platte. die cowboy-konnotationen, die eine lapsteel-gitarre
hervorruft, sind dabei passender als erwartet. das sind nicht mehr
die mogwai der schottischen großstadt mit ihrem deprimierenden
wetter, den jugendgangs und der intensität des schmerzes, wie
nur jugendliche so empfinden können. das sind gealterte, viel
öfter auf gesang als instrument zurückgreifende mogwai,
die sich selbst ein stück näher gekommen sind. nicht dass
diese altersmilde den nachbarn des fans der band ruhigere nächte
bescheren würde - es bleibt laut wie immer - aber das ständige
auf und ab der stimmungsschwankungen von damals ist einem allgemeinen,
dumpfen schmerz gewichen, der in seiner existenz nicht mehr bekämpft,
sondern anerkannt wird. mogwai, immer noch die coolste gang schottlands,
gerade weil sie die prügeleien den nachstrebenden überlassen,
und trotzdem, auf ihre eigene, ständig evolvierende art, rocken.
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