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plattenkritik

morrissey - live at earls court
bereits erschienen (attack/sanctuary records)

an stephen patrick morrissey scheiden sich ja schon immer die geister. für die einen ist er dandyhaftes sexsymbol und der größte songschreiber der letzten 25 jahre. die anderen halten ihn einfach nur für einen arroganten jammerlappen. sein letztes album "you are the quarry" schaffte es jedenfalls wieder locker in sämtliche jahrescharts 2004. gleich zehn der insgesamt achtzehn songs auf "live at earls court" stammen dann auch vom erfolgreichen comeback. das konzert wurde zwar gar nicht komplett bei dieser londoner show mitgeschnitten, sondern setzt sich aus insgesamt fünf verschiedenen abenden der uk tour zusammen. lakonische ansagen wie "if you got the time and if you don’t mind, let me kiss you" oder "i know it’s not mutual, but i have forgiven jesus" dürften aber auch in sheffield oder birmingham ihre wirkung nicht verfehlt haben. sie sind für morrissey genauso selbstverständlich wie das mehrmalige wechseln des oberhemds während eines auftritts. es ist alles teil einer ganz großen show, deren mittelpunkt er ganz alleine bildet. da kann die band noch so perfekt zusammenspielen und der sound überragend klar sein. zwanzig jahre nach den smiths ist morrissey inzwischen mehr liberace oder sinatra als sänger einer gitarrenpopband. kaum verwunderlich also, dass gerade "bigmouth strikes again" oder "there is a light that never goes out" eher zu den schwachen momenten des albums zählen. dagegen geraten das bereits erwähnte "let me kiss you", aber auch "the world is full of crashing bores", "you know i couldn’t last" und vor allem "the more you ignore me, the closer i get" zu tiefst bewegend. mit "november spawned a monster" gibt es leider nur einen song von den frühen soloalben. da bleibt uns dann wohl nur der rückgriff auf "beethoven was deaf". als ergänzung dazu und für alle, die im letzten jahr keinem morrissey konzert beiwohnnen durften, ist dieses album uneingeschränkt zu empfehlen. (carsten scheef)