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plattenkritik

morrissey - ringleader of the tormentors
vö: 07.04.06, (attack/sanctuary records/roughtrade)

wenn ich mir die neue morrissey besorgt habe, habe ich seit nun fast siebzehn jahren das selbe ritual: telefon abschalten, fläschchen wein, oder frischen kaffe bereitstellen, ins sofa lümmeln, kopfhörer auf, zigarette an und dann drei-bis viermal hintereinander das neuste machwerk von "uns-holy moz" durchhören. jedemal fand ich mich in freudiger erregung wieder und nervte alle, wie großartig ja die neue scheibe vom halbgott morrissey sei. was ich empfand, nachdem ich seine "römische" scheibe 'ringleader of the tormentors' diverse male durchdudelte? gemütliches mitwippen und kurze verzückungen bei cleveren und tollen textpassagen, aber sonst?
der orgasmus, der ja sonst alle alten the smiths-fans wie mich durchfährt, sobald er seine stimme erhebt, blieb leider aus. waren meine erwartungen zu hoch? nein ein rohrkrepierer ist die scheibe sicher nicht, aber neue fans werden auch sicher nicht hinzugewonnen. klar, im vorwege des release-datums wurde der gesammte britische blätterwald wochenlang von nme, q-magazine oder mojo durchforstet um auch den letzten schnipsel um-und über das neue morrissey-album zu erfahren. morrissey nannte es sein 'most passionate album of his career' und sprach davon wieder spaß im leben gefunden zu haben und....die große liebe! ach du scheiße, einer wie morrissey etwa nun im stolzen,hohen mannesalter doch noch 'in love'? er macht seinen frieden mit allen die ihn nervten. mit gott, mit der kirche, seinen alten begleitern. wer hätte gedacht, das das dem "verzweifelten griesgram", der aus seinem selbstauferlegten exil in la nach rom pilgerte, um dort in den heiligen studiohallen von morricono aufzunehmen, gelingen würde. nun, an mein lieblingsalbum 'vauxhall and i' reicht 'ringleader of the tormentors' nicht heran, aber es ist solide. nicht solide im negativen sinne, sondern eben eine positive solide weiterentwicklung seines letzten albums 'you are the quarry'. morrissey eben, nicht sein stärkster wurf, aber immer noch ausreichend den emporkömmelnden eintagsfliegen auf der britischen insel mal zu zeigen wer der chef im ring ist. hatte ich eine musikalische revolution erwartet? nein, und leuchtende augen bekomme ich doch noch schon bei songs wie 'on the streets i ran', der ersten single 'you have killed me ' oder dem textlich supremen 'the father who must be killed'. das schließende stück des albums 'at last i am born'sagt eben alles: da hat sich jemand in rom reingewaschen und fühlt sich wie neugeboren. hoffe diese positive energie überträgt sich auf die kommenden live-konzerte. vielleicht liegt ja auch eine versöhnung mit andy und mike mal an? ach was, träumen darf man ja mal...
(benny ruess)