plattenkritik
mountaineers
- messy century dieses
album sträubt sich mit allen armen und beinen der kategorisierung,
und an armen und beinen hat es mindestens dreihundertacht-undzwanzig.
die köpfe die dahinter stecken haben aber zumindest ein konzept,
und die drei waliser schaffen es auch der vorhandenen stildiversität
ihren eigenen stempel aufzudrücken, egal ob das nun roboterstimmen
im beatland oder akustikperlen im schmachtfetzland sind. manchmal
verschwindet gar die sing-stimme ganz, ist nur noch ein echo irgendwo
in der ferne, nur um dann, wenn die instrumente wie im zauberlehrling
wie besessen von alleine loszuspielen scheinen, wieder mit neuer
kraft nach vorne zu drängen. es piept und klonkt und geräuscht
so alles vor sich hin, aber - und das ist das besondere und wundervolle
an diesem album - es greift alles so organisch ineinander, dass
es eigentlich gar nicht auffällt. überhaupt klingt vieles
wie altbekannt, aber kann es nicht sein und ist es auch nicht. die
mountaineers greifen melodiebögen und gesangsstrukturen aber
so auf, dass sie nicht einfach übernommen oder recycelt sind,
sondern im neuen ganzen einen ganz eigenen platz bekommen. die akustikgitarre
ist der reiseführer auf dem weg durch dieses album, die fortbewegungsmittel
sind das sample und das loop, und in kombination kommt eine melodiöse
fahrt durch ein neues land heraus, das in einer sekunde pilzköpfe
aus der landschaft schießen lässt, nur um sie dann von
grummeligen gärtnern aus der gomez-baumschule wieder abhacken
zu lassen. 'messy century' ist irgendwie alles, hier ein wenig amerikana,
dort ein wenig walisischer popspieltrieb, und dann doch wieder nichts.
deshalb auch der geordnetste mess den dieses century bisher hervorgebracht
hat. eine reise ins bekannte unbekannte abseits der bekannten pfade
- interessant und eigenwillig.
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