neva
dinova : you may already be dreaming
bereits erschienen, (saddle creek/indigo)
"you
may already be dreaming" wird, das konnte man in der gängigen
musikpresse wiederholt lesen, als eine platte puristischer countrymusik
beschrieben. diese beschreibung mag allerdings ein wenig verwirren,
denn weder widmet sich das album von "neva dinova" dem
countrygenre, noch ist es puristisch. puristisch, das bedeutet rein,
unverfälscht, zweckfrei. "you may alredy be dreaming"
ist nichts von dem. es beschreibt einen ohnmachtszustand, eine zerstörte
welt, zerrüttete hoffnungen und albtraumhafte zustände.
ein album nah am rande der apocalypse des alltags.
die idee des persönlichen, privaten leidens übernimmt
neva dinova aus dem countrygenre. es ist der pathos des ohnmächtig
gewordenen outlaws, der sich vorm sterben fragt, ob die frauen ihm
zur beerdigung blumen schicken werden, der das album durchzieht.
ein outlaw, der das kämpfen aufgegeben hat: "i’ve
been dying for years". die unschuld ist verloren, die welt
zerstört. und auch die aufforderung: "let’s turn
this world upside down" klingt eher nach einer quälenden
ewigkeitsphantasie als nach einem vorhaben. in diese schwere und
tragik fallen immer wieder verzerrte gitarren in die countrymelodien
ein und zerstören deren reinheit. letztlich, im stück
apocalypse, bilden sich gitarrenwände zu orchestralen klangvolumen
aus: die ankündigung des letzten gerichts könnte man meinen.
nur selten findet "neva dinova" zwischen all den trümmern
zu ruhigen melodien, eben jenen melodien, mit denen ein hank williams
weltberühmt wurde. vielleicht sind diese puristischen klänge
nicht mehr zeitgemäß, in einem alltag, der im zuge des
terrorismus und dessen bekämpfung oft wie ein fabrikat aus
hollywood anmutet. aber die melodien gehen auch auf "you may
already be dreaming" nicht verloren. sie sind nur rar geworden
und ihre schönheit überstrahlt dabei das ganze album.
(jf)
|
|