nmfarner
- das gesicht
zuerst
denke ich:
nmfarner wollen ausbrechen, etwas unkonventionelles machen, überraschen
aber nicht. "das gesicht" ist in etwa genau das, was ich
erwartet habe. aber das ist ok. es handelt sich um gute, ambitionierte
musik. es rockt.und es ist schließlich besser.
der erfahrene produzent mevs hat einen glassklaren, modernen sound
geschaffen, der den rhythmus gekonnt betont (bass nach vorne!).
speziell beim fünften stück "cheapo" wirken
nmfarner "fast schon so tight wie wire", um ein zitat
aus "verschwende deine jugend" zu bringen.
zitronen vergleiche bleiben nicht aus, wofür eine gewisse hektik
/ rastlosigkeit in der musik (kein easy listening) und auch die
stimme von normann nietzsche (häufig ein panischer sprechgesang)
verantwortlich zeichnet.
mit dem ersten stück zeigt die band ihr gesicht, konfrontieren
den hörer mit der aussage "wir sind hier!". der rhythmus
ist gewagt aber schockt. im laufe der spielzeit wird ihr gesicht
immer fesselnder und mitreißender und auch mutiger, extrovertierter,
expressiver, bleibt verstärkt hängen.
auch sie bedienen sich einem wechsel zwischen deutsch und englisch
(und das nicht ungeschickt oder unangenehm, bis auf eine mitunter
etwas seltsame aussprache ("please")), der sich seit cpt.
kirk & und spätestens blumfelds ersten werken etabliert
zu haben scheint.
wenn man herrn rellöm glauben schenken darf, geht es der band
um "grundsätzliches, um strukturelles". eine aussage,
die ebenso vage ist wie die vielstimmigkeit und die grenzüberschreitungen
(dokumentiert in "melodie d' amour", alles andere als
ein typisches liebeslied) dieser platte. so habe ich passenderweise
bei dem herausragenden stück "another one" plötzlich
das gefühl, das ein anderer sänger am drücker ist.
wer weiß? mehrere namen aus der ihn umgebenen landschaft schreit
normann nietzsche dann heraus, als müsste er beweisen, dass
sie wirklich existieren.
("es ist eigentlich nur, wie eine späte kündigung
/ nicht, dass ich glaube, dass es dich wirklich gab..").
also ein dokument der (entschuldigung) unsicherheit, verwirrung,
dass die kontroverse ermutigt und einlädt?
das fehlende glied zwischen den zitronen und kante?
gutes ding, ey.
(joachim büchner)
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