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plattenkritik

ocean colour scene : a hyperactive workout for the flying squad'
erscheint 21.03.05 (sanctuary)

wenn steve cradock nicht gerade für paulchen weller in die saiten greift, unterhält er ja bekanntermaßen seine combo ocean colour scene, die zugegebenermaßen mit ihrem zweiten album 'moseley shoals' von 1996 eine der besten britpop-scheiben der späten 90er abgeliefert haben.
nun haben er, sänger simon fowler, drummer oscar harrison und
neuzugänge andy bennett und dan seeler ihr siebtes studioalbum fertiggestellt, was man völlig ungeschönt als solide retroplatte
bezeichnen darf, da wo alle feinen details des 60'er rock n' souls
herausgefiltert wurden und neu zusammengepuzzelt wurden, und was sie ja im grunde von jeher immer taten.
auf 'a hyperactive workout for the flying squad' wird das musikalische samelsurium sogar noch durch folkige nummern wie 'this day should last forever' erweitert. da wird schamlos, hochherschaftlich geschmust ('move things over') das chris de burgh vor neid erblassen würde, soulful geshaket ('free my name'), im rocksteady reingeschnüffelt ('my time') und manchmal doch so arg am kitsch vorbeigeschrammt, das man gleich neil diamond um die ecke schielen sieht.
man kann es aber auch anders ausdrücken: ocean colour scene sind reife männer geworden, die keine experimente mehr wagen, perfekt ihr handwerk beherrschen und uns alle stilarten des sounds der sechziger präsentieren können. das mag einerseits sehr unprogressiv sein, hat aber sicher sein publikum in reiferem alter, was das hohe durchschnittsalter der besucher bei konzerten von ocs mir jedesmal vor augen führt.
es gibt nur ein problem: sänger simon fowler ist eben einfach nicht paul weller. da fehlt ihm trotz eigener charakterstimme doch noch eine menge. habe ich es bisher immer noch geschafft mir jede noch so öde scheibe von paule weller schönzuhören, stagnieren ocean colour scene da in meinen gehörgängen. warum müssen solche bands eigentlich noch platten aufnehmen, sondern spielen nur noch live?
da sind sie nämlich eine macht und zeigen den britpop-kids mal so richtig wo die gitarre hängt. eine andere möglichkeit wären auch nur singles herauszubringen. 'free my name' und 'everything comes at the right time' wären solche nummern. klassische popmusik eben für stilgefestigte leute mit sechziger-attitüde die keinem weh tut, aber auch so gar nicht berührt. ich glaube, diese platte schenke ich meiner mutter zum muttertag. keine zeit für experimente, aber irgendwie doch schade.
(benny)