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plattenkritik

paul curreri : the velvet rut
bereits erschienen, (tin angel/indigo)

knapp vier jahre ist es her, dass leonard cohen sein letztes album, "dear heather", veröffentlichte. paul curreri baut cohen mit "the velvet rut" ein denkmal. "mantra" heißt das erste lied von curreris neuer platte, und es beginnt mit dem sprechgesang eines dunklen erzählers: "god bless the patience stretch from fresh into rotten". cohen ist überall, musikalsich und textuell; die ewige betrogene liebe und abhängigkeit zu und von weiblicher sexualität eingeschlossen: "keep your master’s voice in your mind". doch was gerade im kino eindrucksvoll an in "the valley of elah" aufgezeigt wurde, wird auch bei curreri deutlich: die jetzige generation amerikas hat eine andere sicht auf den politischen alltag. curreris blick ist nicht der eines vietnam veteranen oder des field commander cohen, sondern der blick eines verlorengegangenen, eines fragmentierten subjekts, ohnmächtig der welt gegenüberstehend. der ausdruck alltäglicher frustration als leitmotiv: "this afternoon is like the others / nothing’ll blow up or collapse / between waking up and lying down / that’s a nasty gap". wenn das lyrische unter den gesellschaftlichen bedingungen zurecht (aber auch zu selten) in einen politdiskurs gestellt wird, dann bedeutet das für den lyriker und für den hörer auch immer die bedrohung der persönlichkeit. jener persönlichkeit, die sich über musik, über lyrik, ja über kulturelle repräsentation definiert: schließlich ist ideologie immer der ort eines typs gesellschaftlichen kampfes. da erscheint curreris musikalischer rückzug von cohens folkbegriff aus "mantra" im verlauf des albums nur plausibel. immer wieder reichen seine lieder in das genre des country. es ist als wolle sich curreri der politischen welt zumindest musikalsich ein wenig entziehen und sich den privaten leiden widmen. aber wenn eine musik "unpolitisch" ist, ist sie gerade in der auslassung des politischen kampfes umso politischer. und so verwundert es nicht, dass sich immer wieder der blues in curreris lieder schleicht und so die musikalischen einflüsse politisch auflädt. vielleicht verdeutlicht curreris stilmixtur auch einfach die zerrissenheit zwischen privatem leiden und gesellschaftlicher politbewegung. und genau in dem moment, wo curreri die musikgenres politisch (positiv) instrumentalisiert, zitiert er die folkgeneration der vietnamzeit: in der formulierung einer eigenen musikalsichen rebellion.

(jf)