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plattenkritik

phoenix - alphabetical
bereits erschienen (source / labels)

nachdem der lärm und die aufregung um franz ferdinand leiser werden und mando diao doch nicht zum großen neuen spielzeug des indies aufgeblasen wurden, stürzt sich die musikwelt begeistert auf das langerwartete album der franzosen, die sich wohl weder nach dem spartenkanal von ard und zdf noch nach der hauptstadt im staate arizona benannt haben.
als wäre der bandname teil eines masterplans gewesen, erstehen phoenix wie der vogel der ägyptischen mythologie aus der asche des eigenen erfolgs auf. ob der burnout mit schuld trug an einer vierjährigen kreativpause steht in den sternen, jedenfalls verging kein quartal, ohne daß jemand die entscheidende frage stellte: 'wann bringen phoenix eigentlich mal wieder was raus?'
hier ist es nun 'alphabetical' und damit gelingen phoenix vor allem zwei dinge: 1. sind sie trotz sinnbildlichen deutungsmöglichkeiten des bandnamens nicht als verjüngte kopie ihrer selbst auferstanden, sondern haben einen deutlichen schritt nach vorne gemacht und 2. leisten sie einen entscheidenden beitrag im forschungsfeld der interdisziplinären musikkreuzung.
wo justin timberlake, outcast und n.e.r.d. musikalisch gut ankommen und den mantel der peinlichkeit abgestreift haben, kommen vier typen mit röhrenhosen, parkas und wuscheliger frisör-frisur daher und machen vom standpunkt des indiepops den r&b klar. das wird schon beim opener 'everything is everything' deutlich, dessen erste zeilen: 'things are gonna change and not for better' nicht die musik meinen kann. wollten die vier freunde 2000 noch die große party mit 70er disco-gitarren und 80er stadion-keyboards rocken, scheinen sie jetzt gefestigt, nachdenklicher, ja einfach erwachsener.
der juvenile charme von 'united' tobte sich irgendwo zwischen den nachbarphänomenen daft punk und tahiti 80 aus und vereinte all die persönlichkeiten einer musikalischen klassenfahrt. 'alphabetical' homogenisiert die pubertären stimmungensschwankungen und fügt dann der polierten oberfläche rechtzeitig die nötigen kratzer bei. ein schönes beispiel bietet 'run, run, run': steigt ein wie ein simian-stück, dann gesellt sich zur folkigen gitarre ein hip-hop-beat und das ganze groovt in einer melancholischen sexyneß dahin, daß ich mich in all der experimentierfreudigkeit an beck erinnert fühle. die kontraste von schwerem beat und weichem gesang, von spielerischen sounds und kantiger instrumentalisierung werden zur mitte des albums zwar leicht breiig verrührt, aber nie gefällig. mit 'holdin' on together' springen phoenix dann wieder leichtfüßig die stufen nach oben und dazu paßt auch wunderbar, daß eben dieses stück die kompositorischen initialzündung für 'alphabetical' darstellte. dieses album hat zeitgeist und seele und sei deshalb wärmstens empfohlen.
(ww)