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plattenkritik

porous - day my friend
bereits erschienen (firestation records / alive)

das erste album der wahlberliner porous beginnt mit dieser art von britpop, die ich noch nie mochte und stimmt mich sofort voreingenommen. schillernde bis schnurrende gitarren plänkern neben einem unscheinbaren beat her, als würde man es beim komponieren direkt auf die weltweite fahrstuhl-broadcast abgesehen haben. böse jedenfalls werden es diese vier jungen männer mit einem nicht meinen. alles klingt so freundlich und unaufdringlich. sänger volker neumann beschreibt dieses album mit der floskel "mein tag und ich", und während er in ziemlich egalen texten erzählt, was in seinen tagen so passiert, oder auch nicht, klingt die band im allgemeinen nach englischen poppern wie cast oder thousand yard stare.
die lieder präsentieren sich gelegentlich dandyhaft oder ravig, meistens aber eher radiopoppig, wie zum beispiel "she´s gone", der schmerzlich an world party´s "is it like today" erinnert. an genretypischen "ahahaaaas" und "badabadaaaas" darf es bei dem machwerk ebenso wenig fehlen wie an tonleiterversklavten ein-saiten-dur-solos mit flangereffekt. schönere momente hat das album, wenn des sängers stimme wie in "long wait" und "better days" an damon albarn zu "leisure"-zeiten erinnert. letzterer song wäre übrigens eindeutig der bessere opener gewesen, auch wenn oder gerade weil man sich hier schamlos an dem 91er song "me in time" von den charlatans orientiert hat. das etwas körnigere "music" vermeidet, die inspiral carpets in vergessenheit geraten zu lassen. die siamesischen songs "protect me from what i want" und "it´s all over" wiederum geben sich bluresque bis stone-rosophil. ja, man kann sagen: den britpop haben diese burschen wahrlich verinnerlicht! schade nur, dass das intelligent gemeinte songwriting porous allzu oft den weg zu wirklich tollen popsongs versperrt. weniger wollen und mehr rocken hätte dem album sicherlich gut zu gesicht gestanden. als freund britischer popmusik kann ich mich im fazit aufgrund der durchaus stärkeren zweiten hälfte des albums noch auf ein "okay" festlegen.
(mike witschi)