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plattenkritik

radio 4 : enemies like this
vö: 12.05.06 (astralwerk/emi)

"images of perfection, suntan and napalm. grenada – haiti – poland – nicaragua. who shall we choose for our morality.” strophen aus einem 1994 veröffentlichten album, der "holy bible”. strophen die in wales geschrieben, in england vertont wurden und die einen politdiskurs in der musik aufwerfen, der zuvor so nicht vorhanden war. dass solche ebenso subversiven wie auch beißenden zeilen und statements auch heute noch eine seltenheit sind wird besonders in engalnds musikbewegung des 21 jahrhunderts offenbar. gründe gibt es freilich genug, innepolitisch wie auch außenpolitisch, um auf die zahlreichen mißstände hinzuweisen. es ist ruhig geworden um tony blair und die beliebte kritik am feindbild usa, dass doch früher als "the world’s first taste of crucified grace" galt, scheint vergangen. ein scheinbar vergessener kulturkampf mit jener nation der freiheit, mit der man nun seite an seite in den krieg zieht.
radio 4 beleben diesen kulturkampf wieder. aus dem herzen der usa, new york, konstatierten sie vor zwei jahren noch " i have grave expectations for this strange situation. i signed my letter of resignation for the stealing of a nation.”, um nur zwei jahre später auf die prikäre sowie katastrophale politsituation hinzuweisen. "enemies like this" kommt groovend und wesentlich rauer produziert daher und the clash mögen erneut als wichtigster einfluss gelten. ganz im sinne von john lydon, "anger is an energy", präsentiert sich die platte wie ein brachialer liveact, voller paranoia, wut und dynamik. erstaunlich ist wie pointiert radio 4 dabei ihre songs ausrichten und strukturieren. weder pathos noch billige revolutionsrhetorik fallen an.
wenn sich 1994 das politische streben in all seiner dialektik in den zwei versen "and we say there’s not enough black in the union jack – and we say there’s too much white in the stars and stripes” kulminiert, so bündelt sich in "enemies like this" all die politische frustration in einem vortex aus brachialer musikalischer gewalt. ein brocken von album!
(jf)