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plattenkritik

the robocop kraus : they think they are the robocop kraus
erscheint am 20.06.05 (lado)

"we really managed to sound like ourselves for the first time on this record", so die robocop kraus im info zum drittwerk. ein satz so exemplarisch für diese zeiten. deutsche band betont authentizität in der sprache, die ihre musik spricht: englisch. the robocop kraus klingen nicht deutsch, klangen sie noch nie, und haben deshalb dieses potential, als deutscher beitrag zum internationalen musikgeschehen verstanden zu werden, gerade jetzt, wo der sound von gang of four, xtc und devo die welt bewegt. die angst vor schlagzeilen wie: "die deutschen bloc party" ist präsent und berechtigt. doch im gegensatz zu ken etwa klingen the robocop kraus wie ein vertrautes lied aus jugendtagen. kein trend, der gesetzt werden will, eher eine verschwörung aus bewegungsfreudigem enthusiasmus und umarmungswürdiger sympathie. diese musik war schon immer da, auch wenn sie erst ende juni im laden stehen wird.
the robocop kraus sind eine ausgesprochene live-band und so verwirrt anfänglich die suche nach faust-recker-hits wie "fake boys" beim hören der " they think they are the robocop kraus". der eingänglichste song des albums heisst "you don't have to shout" und ist inspiriert von der geschichte des cessna-piloten mathias rust, der 1988 auf dem roten platz in moskau landetet und ein ganzes systhem in seiner verunsicherung blossstellte. die symbolträchtige wahnsinnstat eines 19 jährigen, ein ereignis, an das man sich erinnert, dessen inhalt aber verloren gegangen ist. was macht mathias rust heute? "i have a question to any answer" singt thomas lang. robocop kraus liefern die fragen, nicht die antworten und vielleicht war das der grund, warum ich mir vor drei monaten noch keinen reim auf album, interview und konzert machen konnte. erstens: die erwartungen an ein neues album waren recht hoch. zweitens: der weg einer erklärung über die 80er-welle war nicht weit, schien aber abwegig, und drittens: wollte sich niemand so recht äußern, nicht gegenüber der band und damit die band selber auch nur zaghaft. jetzt höre ich "they think they are the robocop kraus" das erste mal seit 8 wochen und siehe da, es hat sich eine tür geöffnet. nur einen spalt breit, aber wohlmöglich habe ich mich im rahmen der geschehnisse rund um den new-new-wave/post-punk, um dessen erstarken es auch in dem bericht über the departure geht, etwas locker gemacht, bin einen schritt zurückgetreten, um einen besseren überblick zu bekommen. genau die richtige position, um zum sprung anzusetzen.
der vergleich mit franz ferdinand und den killers wird missbilligt, auch wenn von bandseite zumindest bei song vier parallelen einsehbar sind, jener mit den talking heads steht immer noch und ohne schande. man höre nur den opener "after laughter tears" ein schwerpunkt verlagert sich auf den gesang von thomas, punktueller produziert und mehrstimmig ergänzt, auch mit weiblichem backround. das keyboard blinzelt, das schlagzeug reisst seine augen weit auf und die gitarren zwinkern unentwegt. es gibt handclaps und hier und da auch mal die kuhglocke, aber diese deja vu momente dezimieren nicht die eigenständigkeit von "they think they are the robocop kraus". für ersten hörkontakt empfehlen sich der erste und finale track und dann entscheidet selbst, ob ihr die tür aufreissen wollt.
(ww)