rökkurro
- thad kolnar i kvöld
v.ö.: 04.04.08, (12 tonar/cargo)
unlängst
wurde island noch als "chiffre für interessanten pop"
beschrieben. diese herleitung funktioniert in erster linie materiell.
björks "volta" hat eigentlich gar nichts mit isländischer
musik zu tun und auch die produktion von alben wie "coco rosies"
"ghosthorse" nutzen die insel als label für vermarktungsstrategien,
ohne die musikalsiche tradition der insel in ihre werke miteinzubeziehen.
so etwas stellt gerade im independent- genre die glaubwürdigkeit
und integrität musikalischer traditionen gegenüber in
frage: ich will etwas sein, was ich nicht bin. also ist die musik
gar nicht so interessant, wäre da nicht eine kleine revolution
aus dem herzens islands heraus: "rökkurro".
"rökkurro" kommen aus der musikszene reykjaviks
und veröffentlichen mit "thad kolnar i kvöld"
ihr erstes album. eine junge band, die in der heimatsprache ihre
lieder schreibt: ein erstes tribut an die insel. schon hier wird
deutlich: dies ist eine eigene bewegung, weg von dem "interessanten
pop", der die insel als label materiell instrumentalisiert.
zehn songs enthält der erste longplayer. zehn songs die immanent
vom isländischen trad beeinflußt sind. zusammen mit der
zerbrechlichen weiblichen stimme, die immer wieder an die meg bairds
("dead companion", rough trade, 2007) erinnert, bestimmt
ein akkordeon die lieder. neben diese mischen sich elemente des
trad. cello und glockenspiel sind vor zurückgenommer gitarre
und schlagzeug eingespielt. die musik "rökkurros"
ist dabei nicht nur vom traditional beeinflusst, sondern auch von
der isländischen landschaft. einerseits karg, andererseits
vielseitig, aber niemals pathetisch präsentiert sich das album.
es sind zerbrechliche lieder, die trotz der musikalsichen kraft
des akkordeons niemals zu popsongs werden.
island funktioniert bei "rökkurro" eben nicht als
chiffre. die insel ist musikalische und lyrische inspiration für
ein intimes album, das interessanter ist, als pop es jemals sein
kann. spannend und zeitlos ist "thad kolnar i kvöld"
und eines der ersten musikalisch relevanten alben des jahres.
(jf)
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