rogue
wave : out of the shadow
bereits erschienen (sub pop / cargo)
ohne
frage gehören die shins zu den großen musikalischen überraschungen
dieses jahres. wie konnte ihr "oh, inverted world" 2001
nur so übersehen werden? nun denn, nach dem erfolg von "chutes
too narrow" steht auch das debut der kalifornier wieder in
den plattenläden und bald wird dort auch "out of the shadow"
von rogue wave zu finden sein.
wie 60 % der musikjournalisten es mir gleich tun würden, gebrauche
ich den titel des album als überleitung und omen. liegt einfach
nahe und entgegen aller bemühungen um originalität folge
ich dem faden, der da schon gesponnen wurde. aus dem schatten der
shins gilt es zu treten, denn beim oberflächlichen hören
könnte rogue wave eben für diese gehalten werden und es
regt sich der verdacht, sub-pop habe sich rogue wave als die perfekte
vorband für die shins ins haus geholt. jedenfalls wurde das
2003 auf eigenem label und limitiert veröffentlichte debut
von zach rogue und band für sub-pop re-mastert und ab ging
es auf tour mit eben den shins. darüber sollte man aber nicht
vergessen, dass rogue wave bereits zuvor als support einer reihe
von brillianten indie-pop bands unterwegs waren: u.a. mit spoon,
destroyer, the clientele und den guten alten super furry animals.
wie eine hülle feinen seidenpapiers legt sich der klang rogue
waves vor besagte hauptacts, bereitet dezent vor und lässt
das gesamtbild des konzertes glänzen. als "gentle and
full of naturally timeless sophistication" beschreibt die plattenfirma
ihren neuen schützling und ich gebe ihnen recht, denn eben
jene qualitäten machen rogue wave zur perfekten vorband an
sich. trotzdem: raus aus dem schatten, diese band kann es den shins
gleichtun und vom untergrund in die unterste liga des mainstreams
aufsteigen, und da spielen sich ja die leidenschaftlichen überraschungen
ab.
anders als der terminus "shade" bezeichnet der "shadow"
auch die düster metaphorische ebene des dunkels als negativ
zum licht. also sprang zach schwartz gewissermaßen über
seinen schatten, als er im frühjahr 2002 san francisco und
band verließ, um in new york seiner künstlerischen und
persönlichen krise den spiegel vorzuhalten. zurück kehrte
er als zach rogue (das wörterbuch gibt "gauner" her)
mit genug material für ein ganzes album und jeder menge mut
zum leben und lieben. um seinen neuen ego formierte er eine neue
band und ab ging der gemeinsame ritt auf der welle harmonieträchtiger
vibes in
anlehnung an die 60er von simon&garfunkel und den folk einer
barbara manning.
die welle ist doch keine endlose, sie bricht sich am bollwerk der
konvention und schickt den einleuchtenden akkorden einen strom verzerrter,
flimmernder tonspuren entgegen. nichts ist für die ewigkeit,
nicht die liebe, nicht der verzicht, das wird dem "stranger
in new york" bewusst und somit müssen die rythmen, handclaps
und harmonien der goldenen 60er gegen die brüche in lautstärk,
instrumentalisierung und intonation ankämpfen. trotz aller
gegenläufigkeit ergibt sich ein wunderbar stimmiger raum, in
dem sich rogue wave sicher bewegen und der einem "oh, inverted
world" eines voraus hat: er ermöglicht es, ein fenster
aufzustoßen, um der großen weiten welt da draußen
etwas entgegenzusetzen.
(ww)
parallellines:
rogue wave zitieren sich raus aus dem schatten, jens lekman braucht
zur erleuchtung ein gegenüber: "you are the light"
(rezension unter "neue töne") und der vergleich langsamer
gitarrenstücke von rogue wave zum frühwerk von windsor
for the derby ist nicht abwegig (rezension ebenfalls unter "neue
töne")
(ww)
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