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plattenkritik

scut - never got tatooed
erscheint anfang mai 05 (tumbleweed records/ alison records)

über ganz deutschland ufert ja gerade die deutschrockwelle stärker
denn je mit niederschmetternder trivialität und oberflächlichkeit aus,
da kommen solche alben wie das debut von scut gerade recht um sich
die ohren wieder einzurenken.
im vorwege sei schon mal gesagt, das das debutalbum 'never got tatooed' der vier wiesbadener indiepoper scut eine der besten shoegazerplatten seit jahren ist, die aus der hiesigen indieszene entstanden ist.
hatte die spex schon letztes jahr, gar nicht depektierlich gemeint, scut als eine der besten "vorbands" für die großen wie slut oder miles tituliert und ihnen eine rosige zukunft prophezeit, so müssen sich scut mit ihrem
debutalbum nun hinter niemanden mehr von den "großen" verstecken.
mut zur hymne und zur soundwand mit wabbernden gitarren
und immer wiederkehrenden zitate ihrer alten helden ride, power of dreams und adorable zeichnen scut aus.
unter der regie ihrer freunde daniel riedl (tobacco, darlo) und zac johnson (readymade, tobacco) entstand im laufe eines jahres mit einem minimalbudget das debutalbum, was bei der richtigen promo der beiden kleinen aber feinen indielabels hierzulande mit glück etwas furoure vom zaun brechen könnte.
tja, richtig gehört.- kämpfen viele bands heute gerade mal um ein label, haben scut gleich den luxus, sich zwei labels leisten zu können, die beide das album unbedingt herausbringen wollten und nun hand in hand scut nach vorne supporten.
was aber macht den sound von scut aus?
wunderschöne, wohlige melancholie die raum schafft und in spacige sphären führt, haben auf 'never got tattoed' platz, der auf vielen produktionen von heute öfter mal fehlt. (lukes heimatplanet 'tatooine' aus star wars. ha! erwischt!...alles klar?)
ein feiner, halliger doppelgesang von sänger markus und bassistin regine
sind zweifellos ein markenzeichnen von scut, der einem heute nicht mehr so oft unter die lauscher kommt. das ist lobenswert und erinnert in guten momenten an die seeligen lush in ihrer frühzeit.
das drogengeschwängerte 'aspirin' beispielsweise müsste jedem fan
von slowdive die tränen in die augen treiben und ist meiner meinung nach das highlight auf diesem album.
scut schämen sich nicht von ihren vorbildern zu klauen, denn das meistern sie vortrefflich und mit graziler stilsicherheit. sie selbst meiden zwar den begriff 'shoegazing', doch wenn man 'never got tatooed' hört, fühlt man sich sofort in das psychedelische noisepop-london zwischen 1991 und 1993 zurückgeworfen.
warum als trauriger indieschlaks also nach england schielen, wenn es hierzulande diese bands wie scut eben doch gibt?
nun, wenn ich über scut schreibe, kann ich in meiner beurteilung, durch
freundschaftliche verbindung zu dieser band, in vielen augen nicht
objektiv sein. mag sein, aber ich wünschte, ich würde mal so ein
debutalbum schaffen und solche hmynen wie markus losert schreiben können.
für mich ist 'never got tatooed' trotz dieses hinweises eine der besten powerpop/shoegazer-debutalben der letzten jahre, die hierzulande erschienen sind. danke dafür und nach dem enttäuschenden letzten album von slut eine echte wohltat.
(benny)