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plattenkritik

sons and daughters : love the cup
international airport : reunion of island goose
bereits erschienen (domino / rough trade)

wenn länder wie jahreszeiten wären, welches land wäre dann wohl der herbst? welches land hätte den nassen trenchcoat mit der darunter versteckten, halb geleerten flasche hochprozentigem an, dazu die wirren, windverwehten haare, kalten hände und warmen herzen? aus genau jenem land landeten mal wieder zwei alben in der redaktion, beide erschienen auf dem fabulösen domino-label und doch zwei total gegensätzliche alben.

sons and daughters gewinnen schon mal dadurch, dass sie zur hälfte früher zur tour-band der 'kings of sadness' arab strap, gehörten (in person von sängerin und gitarristin adele bethel und drummer david gow). noch mehr gewinnen sie dadurch, dass sie eine ungesunde obsession für johnny cash pflegen. aber dann das: der waschzettel der plattenfirma springt einem mit nem ausriss entgegen, der eigentlich sonst nur in den nme passen würde, so hype-potenzial-mässig. herr alex kapranos erklärt uns dort nämlich, warum er, der tolle sänger von den tollen franz ferdinand, die söhne und töchter so toll findet: "my favourite new band!" ach so, ah ja.
drauf geschissen, kinners, das habt ihr doch gar nicht nötig! das album jedenfalls spricht für sich. eine verschmelzung von dreckigem folk, ner portion blues und dem, was man wohl heutzutage post-punk nennt. auf den sieben tracks des debüts lassen die raveonettes in entkleideter form grüßen oder gar the kills mit ein weniger mehr an. ein tiefes männliches brummen und ein weibliches hissen wechseln sich am mikrophon ab, werfen sich die gesanglichen bälle zu und schreien sich dann an. welcher teufel die sons and daughters auch reitet, er reitet sie hart. wie so vieles, was seele hat, ist "love the cup" nicht sofort im ohr, sondern muss entdeckt werden und seine hypnotische wirkung bei mehrmaligem hören entfalten. es lohnt sich für die, die den teufel nicht fürchten (und sich auch von völlig grundlosem und unverständlichem mit-franz-ferdinand-ins-boot-gewerfe nicht abschrecken lassen).

in eine ganz andere richtung gehen international airport mit ihrem zweiten album "reunion of island goose". der teufel ist hier schon längst gegangen. nur ist er vertrieben? oder erfroren? oder einfach an der stoischen art der von ihm besessenen gescheitert? was bleibt ist musik, die klingt wie ein herbstspaziergang auf dem land. das laub raschelt unter den füssen, die sonne blinzelt manchmal noch müde hinter einer wolke hervor und selten hört man noch ein zwitschern, aber das könnte auch einbildung sein. die beta band fing auf ihrem ersten album (nach den eps) eine ähnliche atmosphäre ein: es klinkert und klockert überall, fast ist es zuviel, und mit einer schwebenden nonchalance kommt eine gitarre dazu, dass man denkt, es wäre nur ein weit entfernter tagtraum. für so etwas muss man in der richtigen stimmung sein, sonst findet man es langweilig. denn alles ist etwas langsamer in diesem tagtraum. teenage fanclub, um auch hier famous friends zu zitieren, mögen es jedenfalls, und covern gar die single "association" für die b-seite selbiger. ich selbst halte es ja lieber mit dem teufel, denn die jahreszeit ist nicht immer golden.

es wird herbst. zeit mal wieder einen hochland-whisky zu nippen. zeit traurige musik zu hören. zeit sich mal wieder nach schottland zu wünschen.
(sh)