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plattenkritik

soulwax - any minute now
bereits erschienen (pias / rough trade)

wie lange ist es her, dass man etwas von soulwax gehört hat? ewigkeiten!
noch im letzten jahrhundert erschien ihr album "much against everyone's advice", und danach herrschte in sachen soulwax erstmal funkstille. die dawaele brothers er-remixten sich in der zwischenzeit mit ihrem 2 many djs projekt lorbeeren und tingelten durch die weltgeschichte, um angesagte dissen mit bastard-pop zu beschallen. als das thema dann langweilig wurde, trommelten die beiden wieder ihre band zusammen, nur um nochmals geschlagene zweieinhalb jahre zu brauchen, bis jetzt endlich "any minute now" erscheinen kann.
stephen dewaele dazu: "der titel ist ein bisschen ironisch gemeint, nach dem motto: achtung, jede minute könnte unser album veröffentlicht werden!" jetzt ist es also da, und die frage ist: hat sich das warten gelohnt? 13 titel, und alle vereint durch ein element: den bass. meine fresse, dieses album wummert eigentlich nur so vor sich hin in den tiefen frequenzbereichen. kein wunder, wenn man david dewaele dazu befragt:
"es gibt immer diesen impuls in uns, mit allem was wir machen in den roten bereich zu gehen."
stephen unterstützt ihn: "für david und mich gibt es nur zwei sorten musik: die, die das gewisse etwas hat und die andere, der das gewisse etwas fehlt. musik, die wir interessant finden, hat meistens einen "fuck it"-faktor."
genau das ist auch das stichwort: man merkt dass sich die jungs gedacht haben: scheiß drauf. scheiß auf erwartungen, scheiß auf hörgewohnheiten, scheiß auf straighten rock. "any minute now" ist eindeutig von ihrem tanzbareren nebenprojekt beeinflusst, und herausgekommen ist ein potpourri an stilen, das durch den fetten bass zusammengehalten wird.
schon das erste lebenszeichen des albums, das als white-label-vinyl vorab releaste "ny excuse" lässt aufhören: es brodelt ein elektronischer beat vor sich hin, nancy whang schreit etwas, und die brüder lassen sich nur im outro kurz gesanglich hören. die message: wir sind soulwax, aber wir sind es nicht mehr. zumindest nicht mehr die, die ihr kennt. die aktuelle single, mit gleichem namen wie das album, ist da dem klassischen songwriting schon eher angelehnt. und trotzdem schlagen die nadeln auch hier immer in den roten bereich aus: der bass, immer wieder dieser bass, eine vorantreibende gitarre, und im refrain bricht das weltende über uns herein. auch "e talking" ist ein kracher der sonderklasse, ein biest zwischen rock und elektronik, nicht zu bändigen und absolut tanzbar. selbst die ruhigeren tracks (und man kann hier nur in relativismen sprechen) huldigen dem bass und erinnern eher an gus gus als an weezer. und dennoch: soulwax legen wert darauf, dass das gesamte album live eingespielt wurde:
"ein großteil der musik ist beim jammen im studio entstanden. das gesamte album ist in der tat durch gemeinsames spielen in diesem raum entstanden. ich habe mit ein paar leuten gesprochen, die meinten, das album hätte ganz klar elemente aus der dance-musik, es ist aber alles live gespielt! in floods studio stehen unglaublich viele analoge synthesizer rum, da haben wir uns einfach bedient. uns war es wichtig, dass dieses live-feeling auch auf dem fertigen album rüberkommt."
als rezensent fragt man sich dann aber doch, wie laut eine band sein muss, um diese lp live vor publikum genauso fett klingen zu lassen. ingesamt kann man wohl nur sagen: mission accomplished. nur anders als gedacht. wer ein zweites "much against everyone's advice" oder zwei herausstechende singles erwartet, wird enttäuscht werden. "any minute now" kann nur als ganzes zählen, als diese riesenkrake, die mit ihren fangarmen mit voller wucht auf alles, was töne abgibt, einschlägt. ein album, das reinhaut. ein album, das spaß macht. ein album, das überrascht. in diesem sinne: mehr bass! mehr bass!! mehr bass!!!
(sth)