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plattenkritik

southeast engine : a wheel within a wheel
bereits erschienen (misra/bb*island)

zugegeben, ich bin verwirrt. die jungs von southeast engine haben mich zum grübeln gebracht. vor mir liegt ihr neues album a wheel within a wheel. das cover schindet eindruck, denke ich. ein brennendes rad im himmel, toll gezeichnet. ich lege die cd ein und stelle fest, dass sich die band auch musikalisch hören lassen kann. hier und da erinnert sie an the shins oder wilco. schöne fröhliche, teilweise sogar tanzbare popmusik, denke ich. ich suche nach einer musikalischen schublade und stecke sie imaginär hinter die kartei alternative-folk. the engine, wie sie in ihrer heimat athens, ohio liebevoll genannt werden, machen countrifiziertem gitarren-pop. gelegentlich gesellen sich klavier, glockenspiel, hammond-orgel oder streicher dazu. toller gesang, denke ich beim weiteren hören. wieder kommt mir james mercer (the shins) in den sinn. hat was, gefällt mir.
nach einer weile bemerke ich, dass sänger adam remnant im laufe des albums eine geschichte erzählt, von einem jungen mann, der durch's leben geht und sich fragen stellt, auf seine vergangenheit zurückblickt, nach bedeutung sucht, liebt, angst hat. und schließlich immer wieder und ich hatte mich schon über die häufige verwendung des wortes himmel gewundert den weg in richtung gott einschlägt. der booklet-text bestätigt meine annahme. ich werde skeptisch.
es stellt sich heraus, dass sich das album tatsächlich auf das erste kapitel des buches des propheten ezekiel bezieht, in dem eine vision von gott auf einem wagen erscheint, ein rad im anderen, entflammt in den wolken. ich beginne zu verstehen. der track ezekiel saw the wheel bringt es auf den punkt. mein lexikon verrät mir, dass es im buch ezekiel eine herausragende vorstellung von gerechtigkeit gibt, die nicht unpolitisch geprägt ist. puh! so viel gehalt hatte ich anfangs nicht erwartet, denke ich. ich komme ins grübeln. ist das album eine art biblische studie? was wollen uns southeast engine damit sagen? genau kann ich es nicht beantworten. vielleicht stellt die band vielmehr den menschen in den vordergrund anstatt das drumherum. den menschen, der in seinem leben einen glauben hat und ihn und das leben selbst wiederholt hinterfragt, um am ende festzustellen, dass er genau das richtige tut, nämlich das glück suchen. das album endet mit den worten to learn how to love you that's the happiness i pursue.
unabhängig vom lyrischen und religiösen gehalt von a wheel within a wheel ist gewiss, dass die lo-fi-mischung aus modernen shins-ähnlichen hymnen gepaart mit typisch amerikanischer folkloristischer musik eingehend ist und funktioniert. die platte enthält viele zärtliche, melancholische, aber auch wütende momente. guter sound, großartige stimme, denke ich erneut, während sich die platte dem ende neigt. zwar haben die jungs musikalisch das rad nicht neu erfunden und lassen viele fragen offen, aber über musik zu sinnieren hat sicher noch niemandem geschadet, denke ich.

(anika haberecht)