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plattenkritik

sport : aufstieg und fall der gruppe sport
erscheint 01.09.06 (strange ways/ indigo)

als ich vor über acht jahren zum ersten mal 'headquater' hörte, der song der sich auf dem legendären 'musik für junge leute'-sampler
von l'age d'or befand, glaubten ich und viele andere, daß dieses powertrio für großes aufsehen in hamburgs-und deutschlands
musiklandschaft sorgen würde.
1996 als nachfolgeband der wirklich tollen buffalo tom-fan-band 'automatic' entstanden und lange zeit in der szene als DER geheimtip gehandelt - und doch nie so richtig die kurve bekommen? warum? vielleicht zu viel ideen oder zu viel slackertum?
richtig ist, das vor drei jahren ein album auf dem trash-kult-label fidel bastro veröffentlicht wurde, aber sonst tauchten die drei sport-protagonisten eher durch musizieren in anderen bands (sänger und
gitarrist felix klampft bei kante die lead-laute, sowie bei boy division), als gitarren-und schlagzeughändler, liebenswürdige pa-verleiher, oder urgemütliche tresenbrüder in der 'mutter' auf.
drei alte szene-hasen, die sich nun anschicken den kids mal zu
zeigen wo die olle collegge-rockgitarre hängt!?
eines schon mal vorweg: der nicht mehr zu erwartenden treffer ins schwarze ist ihnen mit diesem album vortrefflich gelungen!
es ist einfach eine wonne, wenn eine vermutete "band-leiche" plötzlich auferstehung feiert und wirklich wie der abgschmackt zitierte phoenix aus der asche aufsteigt. ich hatte wirklich nichts mehr erwartet, somit ist dieses album mit dem tollen titel für mich DIE positive überraschung des jahres.
konsequent wird auf zeitgeistige sounds und trends geschissen. sie fühlen sich eher wegweisenden indie-noise-riesen wie chavez, dinosaur jr. oder girls against boys verpflichtet. alleine der opener 'newton' rockt und donnert los wie möhre, wie es soundgarden oder sunny day real estate es nicht hätten besser machen können.
mit 'hände' und 'morgen sind wir raus' sind sogar hits für jahre geschaffen worden... und langeweile tritt bei den zehn songs kaum auf,
was bei den schwächeren nummern wie 'der unsichtbare dritte', 'meine hölle' oder 'ein ende' den schlauen texten zu verdanken ist.
mann, endlich kein blödes "wir zusammen "-rumgeseiere oder aufgesetzt wirkende kumpelhaftigkeit, die unkritischerweise gerade im derzeitigen "deutschrock-genre" (bäh!)aus allen ecken zu hören ist.
nein, sport verfolgen ihren weg und biedern sich nirgendwo an. felix, martin und christian haben hier ein kleinen rockenden juwel erschaffen,
der mit der zeit seine ganze blüte entfacht. dazu texte die
das scheitern und träumen von musiknerds dokumentiert. für mich
die platte des sommers.
(benny ruess)